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Mastodon – Fazit nach 2 Monaten

Veröffentlicht: 17. Juni 2022

Autor: Herr Tommi

Im April haben ich mich bei Mastodon angemeldet und dieses Schritt bis heute nicht bereut. Ganz im Gegenteil, ich habe dort mein Social-Media-Zuhause gefunden. Tolle Menschen, Interaktion ohne Ende, gute Diskussionen und eine interessante Timeline, die nicht von einem Algorithmus gesteuert wird. Es fühlt sich ein wenig an, wie Twitter in den ersten Jahren, auch wenn es in vielen Bereichen nicht vergleichbar ist.

Ich hatte bereits seit vielen Jahren einen Mastodon-Account, der aber so vor sich hin dümpelte und Spinnweben ansetzte. Diesen alten Account habe ich im April gelöscht, da der gewählte Server nicht gepflegt wurde. Mit einem neuen Account ging es dann richtig los. Vor ein paar Tagen ist auch Melli zu Mastodon gekommen und ist inzwischen ebenfalls begeistert.

Ist Mastodon das bessere Twitter?

Jain, denn eigentlich kann man die beiden Dienste nicht miteinander vergleichen. Es gibt einige Parallelen, unter anderem die Zeichenbegrenzung bei den Beiträgen. Aber selbst diese unterscheiden sich, je nachdem, auf welchem Server man angemeldet ist. Die meisten Instanzen bieten 500 Zeichen pro Beitrag an, einige aber auch 1000 Zeichen oder mehr. Das sind aber nur wenige Instanzen, wo das möglich ist. Auf jeden Fall kann man Mastodon als Microblogging-System verstehen.

Mastodon und auch die User:innen dort wollen gar kein „besseres“ Twitter produzieren. Es ist ein eigenständiges Social Media, was sich in vielen Dingen deutlich von Twitter unterscheidet. Einerseits ist es der dezentrale Aufbau, mit vielen Servern (Instanzen), wo sich die User:innen anmelden. Diese Instanzen werden von den Betreibern moderiert und bieten teilweise kleine Unterschiede an, wie die oben genannte Beitragsgröße. Durch diese Moderation, in Verbindung mit den Regeln der Instanzen, haben es Trolle dort sehr schwer.

Generell nochmal erklärt, Mastodon ist ein kleiner Teil des Fediverse. Im Fediverse gibt es zahlreiche Dienste, für verschiedene Anwendungen, die untereinander kompatibel sind und über den Standard ActivityPub untereinander Nachrichten austauschen können. Neben Mastodon gibt es noch Pixelfed für Bilder, Pertube für Videos, friendica als eine Art Facebook und noch viel mehr Anwendungen. Das muss Euch aber am Anfang nicht weiter beschäftigen, wenn Ihr nur einen gute Plattform für kleinere Beiträge sucht.

Timeline ohne Algorithmus

Ein weiterer Unterschied, vielleicht der Wichtigste überhaupt, es gibt keinen Algorithmus, der darüber entscheidet, was ich sehen möchte. Alle Beiträge in den Timelines werden chronologisch angezeigt. Likes haben keinerlei Auswirkungen auf die Sichtbarkeit oder die Reichweite eines Beitrages. Das alleine ist, nach den Erlebnissen mit den Algorithmen von Twitter, Facebook und Co, eine wunderbare Erfahrung.

Auch die Zahl der eigenen Follower ist komplett zweitrangig. Diese Erfahrung haben wir jetzt bei Mellis Account nochmals gemacht. Sie bekam selbst als absoluter Neuling, mit nur ganz wenigen Followern, bereits zahlreiche Likes für ihre Urlaubsbilder von Korfu. Das Geheimnis hier sind einerseits gut gewählte Hashtags und das Teilen (bei Mastodon boosten genannt) von Beiträgen. Wenn mehrere Accounts einen Beitrag boosten, tauchen Sie dort in den Timelines auf, ebenfalls chronologisch, ohne weitere Einschränkungen. Gute Textbeiträge und Fotos werden bei Mastodon recht häufig geboostet, so stellt sich auch bei Neulingen schnell ein Gefühl ein, dort beachtet zu werden und Rückmeldung zu bekommen.

Und am Ende erreicht man die größte Reichweite dort durch Interaktion. Wenn Menschen auf meine Beiträge antworten, sehen das deren Follower und greifen idealerweise ebenfalls in die Diskussion ein oder boosten einen Beitrag. Am Ende freut man sich doch, wenn die eigenen Beiträge gelesen oder die eigenen Fotos angesehen werden. Auch wenn die Reichweite nicht im Vordergrund steht. Wenn man die gar nicht haben wollte, könnte man sich seine Fotos auch auf dem eigenen Rechner ansehen oder Beiträge in die Notizen schreiben.

Umgang, Respekt, Interaktion

Diese Interaktion mit den anderen Mastodon-Menschen ist dabei von einem großen gegenseitigen Respekt geprägt. Zumindest in der Bubble, in der wir uns bewegen, persönliche Bekannte, Fotograf:innen und innerhalb der Brettspielszene. Dabei gibt es dort kontroverse Diskussionen, besonders im Bereich Fotografie. Aber diese sind geprägt von Respekt, es sind Gespräche auf Augenhöhe. Dieses Reingrätschen von wildfremden Menschen, oft komplett am Thema vorbei oder einfach nur destruktiv, ist uns bei Mastodon noch nicht untergekommen.

In den 8 Wochen habe ich dort persönlich zwei Trollauftritte wahrgenommen. Beide waren schneller weg, wie man sie melden und blockieren konnte. Ebenso ging es einem Spam-Account, der überall seine unpassenden Links verteilt hat. In der gleichen Zeit hätte ich bei Twitter sicherlich wieder 1000 Menschen blockiert, mit Hilfe vom Likers-Blocker.

Instanzen bei Mastodon – was ist denn das?

Wenn Ihr selber mal bei Mastodon reinschauen wollt, werdet Ihr als erstes merken, dass Ihr einen Account bei einer Instanz erstellen müsst. Diese Instanzen sind meist priat betriebene Server, welche Euch den Zugang zu Mastodon ermöglichen. So einen Server kann jeder aufsetzen, der Lust dazu hat und die finanziellen Mittel. Mit einem einfachen Webhosting-Paket, wie bei einem Blog, kommt man da aber nicht weit. Ein eigener Server sollte es schon sein.

Daher gibt es zu den meisten Instanzen eine Beschreibung, wo Ihr auch die Regeln findet und meist auch einen Spendenlink, um den Betrieb des Servers zu unterstützen. Das ist natürlich freiwillig, wird aber gerne angenommen. Denn der Dienst dort ist nicht durch Werbung finanziert, wie man es von anderen Social Medias kennt. Somit ist Eure Timeline auch frei von Werbeanzeigen.

Eine Übersicht über deutsche Mastodon Instanzen findet Ihr bei FavStarMafia. Ihr findet dort thematisch passende Instanzen, zum Beispiel für Fotografen, regionale Instanzen und noch viele mehr. Einige Instanzen sind offen für Anmeldungen, für andere benötigt Ihr eine Einladung von einem anderen Mitglied. Wir selbst sind bei ruhr.social und dort sehr zufrieden. Der Server ist flott und wird von den Admins gut moderiert und technisch auf dem neuesten Stand gehalten.

Nach der Anmeldung – 3 Timelines

Nach einer erfolgreichen Anmeldung habt ihr dann einen Account, der folgendermaßen aussieht: @jansenspott@ruhr.social – Der gewählte Benutzername, gefolgt von dem Namen der Instanz. Über dieses Kürzel könnt Ihr überall im Fediverse gefunden werden.

Außerdem habt Ihr dann drei Timelines zur Verfügung.

  1. Home Timeline: Hier seht Ihr alle Beiträge von den Menschen, denen Ihr folgt und was diese Teilen (Boosten)
  2. Lokale Timeline: Hier erscheinen alle Beiträge von Menschen, die auf Eurer Instanz angemeldet sind
  3. Föderierte Timeline: Hier seht Ihr Beiträge von allen Menschen, die auf verbundenen Instanzen posten

Die Föderierte Timeline entsteht folgendermaßen. Wir selber sind bei ruhr.social angemeldet. Wenn wir nun einem Account bei sueden.social folgen, dann wird diese Instanz zur föderierten Instanz. Alle Beiträge, die dort gepostet werden, werden dann in dieser Timeline angezeigt. So wächst das Netzwerk immer weiter und man sieht Beiträge über sehr viele Instanzen.

Es gibt auch einige wenige unmoderierte Instanzen, wo sich auch Trolle und Hetzer austoben. In diesem Fall sind die kompletten Instanzen vom eigenen Server blockiert und die Beiträge tauchen nirgendwo auf. Es können also nicht nur einzelne User blockiert werden sondern auch ganze Instanzen. Auch das trägt zu einer gewissen User-Hygiene bei.

Follower finden bei Mastodon

Um selbst Follower bei Mastodon zu finden, benötigt es ein wenig Engagement. Als allererstes solltet Ihr Eurer Profil ausfüllen und zwei, drei Sätze über Euch schreiben. Wer folgt schon gerne einem leeren Profil? Außerdem könnt Ihr einen Trööt (so nennt man dort die Beiträge) mit dem Hashtag #neuhier schreiben und diesen in Eurer Timeline festpinnen.

Dann schaut mal durch Eure lokale und die föderierte Timeline, ob Euch dort interessante Accounts über den Weg laufen? Auch Hashtags sind bei Mastodon ein wertvolles Instrument, auch um Menschen mit gleichen Interessen zu finden. Ihr könnt diese wunderbar in Euren Trööts benutzen oder auch danach suchen.

Das wichtigste Instrument, um Follower zu gewinnen ist aber die Interaktion. Diskutiert mit, zeigt Fotos, schreibt Beiträge und schnell werdet Ihr viele Gleichgesinnte finden.

Natürlich könnt Ihr auch Menschen folgen, wo Ihr den Mastodon-Account schon kennt. Dazu einfach die Adresse in die Suche eingeben und dann dem Account folgen. Bei mir wäre das @jansenspott@ruhr.social und bei Melli @Fraumelli@ruhr.social. Natürlich müsst Ihr dazu nicht auf der gleichen Instanz angemeldet sein.

Solltet Ihr zu Beginn Eurer Mastodon-Karriere noch Fragen haben, so könnt ihr einfach die Gruppe @askfedi_de@a.gup.pe in einem Beitrag mit der Frage taggen. Ihr bekommt dann sehr schnell Hilfe von anderen Usern.

Bringt aber bei dem Thema Geduld mit und verabschiedet Euch von dem Gedanken, dass viele Follower viel Reichweite bringen. Das haben auch große Accounts, wie Böhmermann schnell gemerkt, ohne Interaktion gehen die eigenen Beiträge unter, auch bei zehntausenden von Followern. Es gibt halt keinen Algorithmus, der die Beiträge puscht, nur weil man viele Follower hat. Und wer dann nach ein paar Tagen erzählt, was Mastodon besser machen kann, geht da ein klein wenig unter, trotz 23K Follower. Daher sind nach der Musk-Nummer letztens viele Twitter-„Stars“ auch schnell wieder von Mastodon verschwunden. Ein Umstand, welchen ich durchaus positiv sehe. Personenkult funktioniert bei Mastodon nicht so richtig.

Welche Apps nutzen?

Am Desktop nutzen wir einfach die Web-Oberfläche von Mastodon. Diese erreicht Ihr ganz einfach, indem Ihr die URL der eigenen Instanz eingebt. Wenn Ihr dann dort angemeldet seid, wird die normale Mastodon-Oberfläche angezeigt.

Am Tablet und Smartphone nutzen wir Toot!, welches man einfach aus dem Apple-Store runterladen kann. Aber auch hier würde die Web-Oberfläche gut funktionieren, da diese schön responsiv gestaltet ist. Unter Android ist Tusky eine sehr beliebte App für Mastodon.

Weitere Tipps zu Mastodon

Hier noch ein paar weitere Beiträge, mit guten Tipps zu Mastodon und dem Fediverse:

Unser Fazit zur Mastodon

Melli ist nach ein paar Tagen dort schon begeistert. Und für mich kann sagen, ich bin gekommen um dort zu bleiben. Endlich macht ein Social-Media-Kanal mal wieder Spaß und man sitzt nicht pausenlos mit dickem Hals davor und hat einen Krampf im Blockfinger. Man kann nur hoffen, dass das so bleibt. Die Voraussetzungen dafür sind aber durch die dezentrale Organisation und die lokale Moderation gut.

Bei Twitter habe ich inzwischen meinen Account auf Privat gestellt und vor der Korfu-Reise auch die Apps von den mobilen Geräten geworden. Ich habe das jetzt seit knapp zwei Wochen nicht rein geschaut und vermisse nichts. Ich denke, dass ich meinen Account dort in den nächsten Tagen löschen werde. Es wäre aber schön, den ein oder anderen unserer lieben Follower über kurz oder lang auch bei Mastodon begrüßen zu dürfen. Solltet Ihr bei den ersten Schritten noch Hilfe benötigen, Ihr wisst ja, wie Ihr uns erreichen könnt.

 

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