7 Merkmale für das perfekte Zoofoto
Veröffentlicht: 06. Juli 2020
Autor: Herr Tommi
Inhalt
Gelegentlich werden wir gefragt, wie für uns das perfekte Zoofoto aussieht. Nun, ganz kurz gesagt wäre das: Wenn man nicht erkennt, dass es in einem Zoo gemacht wurde. Aber das allein reicht doch noch nicht aus. Daher haben wir noch ein paar Punkte mehr zusammengestellt, die ein Zoofoto für uns perfekt machen.
Das perfekte Zoofoto – sieben Merkmale
Am Ende haben wir sieben Merkmalen zusammen bekommen, welche ein Zoofoto für uns perfekt machen. Nur ganz selten gelingt es, alle Merkmale in einem Foto zu vereinen. Aber wenn 3-4 der genannten Eigenschaften in einem Foto zusammenkommen, dann ist es schon ein sehr, sehr gutes Zoofoto.
Fokus auf den Augen
Bei Tierfotos extrem wichtig: Den Fokus, also die Schärfe des Fotos, auf die Augen legen. Das wird umso schwieriger, desto kleiner das fotografierte Tier ist. Denn mit zunehmender Brennweite verringert sich die Schärfentiefe im Foto und es wird immer schwieriger, den Fokus genau auf die Augen zu bekommen.
Ganz tricky wird es dann, wenn man mit Makro-Objektiven oder Makro-Linsen arbeitet. Je nach Situation beträgt die Schärfeebene dann nur noch Millimeter.
Auch bei Tieren in (schneller) Bewegung ist es oft schwierig, den Fokus genau auf das Auge zu bekommen.
Mit ein wenig Übung ist das aber alles machbar. Um die Schärfentiefe im Foto zu erhöhen kann an der Kamera auch die Blende geschlossen werden. Bei guten, ausreichendem Licht ist das eine Möglichkeit, die Trefferquote zu erhöhen.
Ein weiterer Tipp ist es, den Fokuspunkt manuell zu setzen und die Entscheidung nicht der Automatik der Kamera zu überlassen. Diese wird vermutlich einen anderen Punkt wählen und nicht unbedingt das Auge. Ganz neue Systeme erkennen auch Tieraugen, diese könnte man nutzen, wenn die eigene Kamera das unterstützt. Den Modus zur Erkennung von menschlichen Augen funktioniert nur bei sehr wenigen Tieren.
Auf Augenhöhe oder einer anderen, spannenden Perspektive fotografieren
Uns gefallen Tierfotos, welche auf Augenhöhe mit den Tieren aufgenommen wurden generell gut. Sehr schön ist es auch, ein Tier mal von unten nach oben zu fotografieren. Alles ist besser als die übliche „Draufsicht“, die wir Menschen normal auf kleinere Tiere haben.
Leider ist das im Zoo nicht immer möglich. Oft sind die Aussichtspunkte an den Gehegen extra erhöht gebaut, um eine bessere Übersicht zu bekommen. Dann hat sich das mit der Augenhöhe meistens erledigt.
Aber gerade bei Tieren, die gerne in den Gehegen klettern, ist es dann doch möglich, Fotos zu machen, die nicht von oben herab wirken.
Schöner Hintergrund und Bokeh
Bokeh? So nennt man es, wenn das Motiv (also das Tier) schön scharf im Bild ist und der Hintergrund unscharf ist. Man sagt auch, das Motiv ist vor dem Hintergrund freigestellt. Diese Unschärfe ist dann das Bokeh. Je nach eingesetztem Objektiv und Brennweite ist das unterschiedlich gestaltet. Am besten bekommt man das hin, wenn man ein Tier mit langer Brennweite fotografiert und der Hintergrund weit hinter dem Tier liegt. Mehr technisches dazu findet ihr in unserem Beitrag über den Zusammenhang zwischen Blende, Brennweite und Tiefenschärfe.
Ein schöner, ruhiger Hintergrund, welche noch in einem tollen Bokeh erscheint, ist für jedes Tierfoto eine tolle Sache. Jetzt ist das mit dem Hintergrund im Zoo nur manchmal so eine Sache. Zäune, Gitter und Mauern sind selbst mit Bokeh nicht unbedingt der Renner. Oft sitzen die Tiere auch zu nah am Hintergrund um den Bokeh-Effekt zu ermöglichen.
Auch bei Makro-Aufnahmen ist der Bokeh-Effekt einfach zu erreichen, weil die Schärfeebene sehr gering ist.
Achtet beim Fotografieren mal darauf, dass das Tier nicht direkt vor einem Baumstamm oder einer Mauer sitzt. Je weiter der Hintergrund entfernt ist, deste besser klappt das mit dem Bokeh. Oft reicht es aus, mal ein paar Meter zur Seite zu gehen und dann einen schöneren Hintergrund zu haben.
Besondere Situationen, Action oder Mimiken
Tierfotos, welche die Tiere in Action zeigen, in besonderen Situationen oder „Mimiken“ sind für uns immer ein Highlight. Jajaja, Tiere haben keine bewusste Mimik. Trotzdem können sie gelegentlich lustige Gesichtsausdrücke produzieren.
Dazu zwei Tipps. Wenn ihr Tiere in Bewegung festhalten wollt, sei es beim Laufen oder beim Kämpfen, muss zwingend mit einer sehr kurzen Belichtungszeit gearbeitet werden. 1/1000 Sekunde oder noch kürzer sind keine schlechte Idee. Dummerweise fehlt dafür oft das nötige Licht. Dann rauf mit der ISO-Zahl. Lieber ein wenig Rausche um Bild als ein unscharfes Bild durch die schnellen Bewegungen.
Zum Einfangen von Mimiken eignen sich sehr gut die Fütterungen der Tiere. Oft machen die dabei ganz witzige Gesichtsausdrücke. Das gleiche gilt, wenn Tiere miteinander spielen, raufen oder sich rufen. Um den passenden Moment nicht zu verpassen, machen wir meistens Serienbildaufnahmen. Eines der Fotos ist dann ein Treffer, mit einem tollen Gesichtsausdruck.
Charakter der Tiere einfangen
Viele Tiere haben typische Charaktereigenschaften, welche sich auch im Foto darstellen lassen. Affen sind oft sehr quirlig, wie oben schon erwähnt. Andere Tiere haben andere Eigenschaften. Der pirschende Tiger, der eher gemütliche Bär, ein eleganter Greifvogel.
Details oder Porträts von Tieren
Wer unsere Zooberichte verfolgt weiß, wir lieben Porträt-Fotos von Tieren. Natürlich machen wir gelegentlich auch Ganzkörperaufnahmen. Die meisten unserer Fotos zeigen aber die Gesichter der schönen Tiere.
Und ab und zu fotografieren wir auch mal Details. Das können bestimmte Körperteile sein, Füße, Krallen oder Zacken auf dem Rücken bei Reptilien. Oder Augen, einfach nur die Augen eines Tieres.
Nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass es ein Zoofoto ist
Das ein Zoofoto nicht auf den ersten Blick als Zoofoto erkennbar ist, ist für uns ein sehr wichtiger Maßstab für ein perfektes Zoofoto.
Natürlich, jeder der Ahnung hat weiß und erkennt, dass die Fotos eher nicht in der freien Wildbahn geschossen wurden.
Und ist es aber wichtig, dass viele Dinge auf den Fotos nicht zu sehen sind. Mauern, Zäune, Gitter, Fressnäpfe, Wasserschüsseln, alles was im Zoo halt so rumsteht. Das gelingt natürlich nicht immer, keine Frage. In Vogelparks ist beispielsweise oft unmöglich, keinen Zaun oder Verschlag im Hintergrund zu haben, wenn die Tiere nicht gerade frei rum fliegen.
Einige Zoos haben zudem (leider) noch sehr kleine Gehege, wo es fast unmöglich ist, die Tiere ohne störende Dinge zu fotografieren. Ganz schlimm finden wir übrigens Tier- und besonders Affenhäuser mit gefliesten Wänden. Fürchterlich! Da machen wir inzwischen schon gar keine Fotos mehr. Das sieht ja aus wie im Badezimmer der 70er Jahre fotografiert.
Gott sei Dank werden solche Einrichtungen aber immer seltener. Viele Zoos haben inzwischen weiträumige, natürlich gestaltete Gehege, die nicht mehr aussehen wie eine Betonwüste. Hier findet man immer die Möglichkeit, einen schönen Hintergrund auf die Fotos zu bekommen.
Viele Anforderungen an ein perfektes Zoofoto
Das sind ziemlich viele Anforderungen an ein perfektes Zoofoto, oder?
Jo, und deshalb haben wir nur wenige Bilder, welche wir wirklich als 100-prozentig perfekt ansehen. Irgendwas ist immer. Besonders Thomas findet immer was zu nörgeln oder zum Verbessern.
Aber wie oben schon geschrieben, alle Punkte sind oft schwer zu realisieren. Seien es die baulichen Gegebenheit im Zoo oder das einfach die Tiere auch nicht so mitspielen. Andere Dinge sind halt von Gott gegeben. Ein Fisch zieht nur sehr selten irgendwelche Grimassen und von einer Schnecke sind die Anzahl von Aktion-Fotos eher überschaubar.
Und dann gibt es noch die „Trotzdem schön“-Fotos. Eine tolle Action-Aufnahme, welche nicht ganz scharf ist? Egal, die Szene ist einfach schön. Das Foto von einem Tierbaby, wo vielleicht der Hintergrund doof ist? Egal, das kleine Tier ist einfach zu knuffig. Der perfekte Schnappschuss einer witzigen Situation? Da ist der Hintergrund oft zweitrangig.
Irgendwo sind auch Grenzen beim Perfektionismus und man erfreut sich einfach am Motiv.
Habt Ihr noch Fragen, Anregungen zu diesem Beitrag? Wie sind Eure Anforderungen an ein perfektes Tierfoto? Schreibt gerne einen Kommentar.
Inhalt
Wer schreibt hier?
Frau Melli und Herr Tommi, zwei Reisende und Fotografierende aus dem Ruhrgebiet.
Fotoschule
Schau Dir gerne unsere kostenlose und umfangreiche Fotoschule an.
Neue Beiträge
Fotokurs Zoofotografie
Unser Fotokurs für schönere Zoofotos. Kostenlos, ohne Newsletter oder anderem Gedöns. Einfach los lesen und schönere Fotos machen.
Reisen
Reiseberichte, Reisetipps und vieles mehr findet Ihr auf unserer Reisen-Seite.
Vielen Dank für Deinen Besuch
Wir freuen uns riesig über Kommentare unter dem Beitrag oder über das hemmungslose Teilen auf den Social Medias.
Schau auch mal in die anderen Themenbereiche auf dem Blog:
Reisen • USA-Reisen • Ruhrgebiet & NRW • Fotografie • Zoo&Tiere • Flugzeugfotografie • Gequatsche
> Bokeh? So nennt man es, wenn das
> Motiv (also das Tier) schön scharf im
> Bild ist und der Hintergrund unscharf
> ist.
An sich ist mit „Bokeh“ aber ja die Qualität der Unschärfe gemeint.
Hi Xaver,
ja, das ist richtig. Im allgemeines Sprachgebrauch (gerade bei Einsteigern) wird mit Bokeh aber durchaus der Effekt als solcher gemeint. Natürlich, wir Fortgeschrittene sagen ja gerne, „das Objektiv macht ein tolles Bokeh“. Dafür muss der Laie, und an den richtet sich der Beitrag, erstmal wissen, was ein Bokeh eigentlich ist. ;-)
LG Thomas
Ich habe eine kleine Anmerkung zu „alten“ Gehegen. Sicher, ein gefliester Affenkäfig passt eher in die Zeit des „Gelsenkirchener Barocks“. Dennoch finde ich es für Dokumentationen schon ganz interessant in ein paar Tagen mal einen Vergleich zu haben, wie sich die Situation entwickelt hat.
Hi Torsten,
klar, deshalb habe ich auch einige wenige Fotos, wo dieses „Elend“ zu sehen ist. In der Hoffnung, dass die Zoos da irgendwann aktiv werden und etwas verbessern.
Hier auf dem Blog zeige ich die aber eher selten. Ich glaube, insgesamt sind es 4-5 Bilder, wo im Hintergrund Fliesen aus den 70ern zu sehen sind. ;-)
LG Thomas
Vielen Dank für die hilfreichen Tipps! Werde ich beim nächsten Besuch definitiv mal ausprobieren.
LG
Chris