Streetfotografie oder doch Bikelanefotografie?
Veröffentlicht: 08. Oktober 2021
Autor: Herr Tommi
Ich habe mich mal an was Neues gewagt, die Streetfotografie. Naja, eigentlich ist es mehr Bikelanefotografie geworden. Einfach mal Menschen fotografieren, Situationen im normalen Leben. Und das Ganze, ohne dass die Menschen zu erkennen sind.
Streetfotografie, was ist das eigentlich
Schauen wir doch erst mal bei Wikipedia:
Straßenfotografie ist ein Genre der Fotografie, das zahlreiche Fotografen und Stile umfasst. Allgemein ist damit eine Fotografie gemeint, die im urbanen öffentlichen Raum entsteht, auf Straßen, in Geschäfte oder Cafés hineinblickend, Passantengruppen oder Einzelne herausgreifend, oftmals als Momentaufnahme, aber ebenso essayhafte Abfolge und Milieustudie.
Witzig finde ich den Begriff Straßenfotografie bei Wiki. Das benutzt nun wirklich kein Mensch im realen Leben. Darunter würden sich die meisten wohl ein Asphaltfoto vorstellen, oder ein hübsches Kopfsteinpflaster.
Ansonsten ist es aber korrekt. Alle Fotos, die draußen im normalen Alltag entstehen, kann man als Streetfotografie bezeichnen. Für mich persönlich ist es dabei noch wichtig, dass die Fotos nicht gestellt sind, sondern spontan eine Situation einfangen.
Noch ein Wort zu dem Begriff und seine denglische Schreibweise. Das muss man nicht mögen, es hat sich aber so durchgesetzt. Straßenfotografie sagt kein Mensch, Streetphotography wäre besser, perfekt, wenn es auseinander geschrieben würde. Aber, Streetfotografie, die Mischung aus dem englischen Street und Fotografie als deutscher Begriff hat sich inzwischen so weit verbreitet, dass selbst die Fotocommunity und andere große Fotoplattformen das nutzen. Also haben wir diesen Begriff und seine Schreibweise so übernommen. Denn als Blogger will man bei Google gefunden werden. Und das geschieht am besten, wenn man die Begriffe nutzt, welche die große Mehrheit auch für eine Suche dort nutzt.
Für uns Neuland – macht aber Spaß
Ich liebe gute Streetfotos, schauen mir die gerne an. Nur selbst habe ich mich noch nicht an dieses fotografische Genre ran getraut. Es steht aber seit Wochen auf meiner ToDo-Liste. Gerstern habe ich mich auf das Rad geschwungen und habe mal ein paar schöne Orte entlang des Radschnellweges in Mülheim aufgesucht und mich dort auf die Lauer gelegt.
Mit dabei war die Canon 5D Mark IV und als Objektiv kam eine uraltes 50mm-Festbrennweite zum Einsatz. Ob das so eine gute Idee war, weiß ich noch nicht. In viele Situationen war die Brennweite schon zu lang. 35mm wären da wohl eine bessere Wahl.
Die Herausforderung bei der Streetfotografie ist, möglichst unbemerkt fremde Menschen zu fotografieren. Das kostet einiges an Überwindung, zumindest bei mir. Dazu kommen die rechtlichen Bedenken, die DSGVO lässt grüßen. Ich habe nun einige schöne Fotos hier liegen, wo mir unbemerkt Menschen mit dem Gesicht voran durchs Bild gefahren sind. Diese zeige ich nicht, das könnte mich in Teufels Küche bringen.
Ich habe daher drauf geachtet, die Menschen entweder von hinten zu fotografieren oder verschwommen (Bewegungsunschärfe) von der Seite.
Daher sind die meisten Fotos mit einer langen Belichtungszeit, zwischen 1/30 und 1/60 Sekunde, aufgenommen. Ich wollte die Dynamik der Radfahrer, Jogger und Züge im Bild darstellen.
Fotos von der Streetfotografie-Radtour
Los ging es auf dem Radschnellweg, in einer Lücke kann man dort die hässlichen, alten Hochhäuser am Rande der Mülheimer Innenstadt sehen:
Ein Hingucker auf dem Radschnellweg ist auf jeden Fall die alte Eisenbahnbrücke über die Ruhr. Selbst ohne Radfahrer drauf ist es ein tolles Fotomotiv.
Die Camera Obscura in der MÜGA steht ebenfalls direkt am RS1. Und durch den Abzweig Richtung Saarn fahren dort recht viele Radfahrer entlang. Ok, den Radler am unteren Bildrand hätte etwas mehr Licht gutgetan.
Der nächste Stop war die Fuß- Radwegbrücke am Schloß Broich. Hier hätte ich mir mehr Weitwinkel gewünscht um rechts das Schloß noch mit auf dem Bild zu haben.
Ok, mal kein Streetfoto. Aber die „Skyline“ der Mülheimer Innenstadt ist zu schön, um die nicht mindestens einmal zu fotografieren, wenn man gerade da steht.
Auf der Schloßbrücke sieht man das Kunstwerk „Lebensfreude“. Ok, hier wird eigentlich immer die „drei Grazien“ gesagt, wenn darüber gesprochen wird. Dann weiß jeder Mülheimer, was gemeint ist.
Direkt an der Stadthalle findet man diese Auffahrt zum Radschnellweg. Irgendwie sieht diese durch die langen Schatten, sogar richtig schön aus.
Oben an der Auffahrtrampe kommt man auf den Radschnellweg, einmal Richtung Speldorf. Das soll mal irgendwann weiter gehen, bis nach Duisburg und Moers. Die andere Richtung führt durchgängig bis zur Universität in Essen.
Und dann war ich wieder an der Ruhrbrücke des RS1. Habe ich schon erwähnt, dass die Brücke ein tolles Motiv ist?
Auf dem Radschnellweg gibt es einige schöne Stellen zum Fotografieren. Gerade im Bereich der Promenade, in Höhe des Rathausplatzes, finden sich schöne Motive. Zum Beispiel diese Bücke, auf der die Zählstelle des RS installiert ist. Stand gestern Abend, um 18 Uhr waren da übrigens 1100 Radler innerhalb des Tages drüber gefahren.
Weiter Richtung Hauptbahnhof gibt es eine nette Pausenbank, die ich gestern mal genutzt habe. Einfach da sitzen, ein wenig das schöne Wetter genießen und ab und zu ein Foto machen.
Direkt am Hauptbahnhof gibt es noch eine Brücke mit interessanter Optik. Allerdings ist man hier sehr nah an den Radlern, so dass man diese kaum komplett auf das Foto bekommt. Wobei dieser ins Bild hinein fahrende Radfahrer auch seinen Reit hat.
Am Ende der Tour entstand mein persönliches Lieblingsfoto. Zug dynamisch, Fahrrad dynamisch, Radler im Licht, Signal zu erkennen, schönes Gebäude im Hintergrund, das gefällt mir. Mit ein wenig mehr Weitwinkel wäre auch der Radweg rechts noch besser zu sehen. Aber irgendwas ist ja immer zu meckern.
Was habe ich gelernt?
Das war meine erste Tour in Sachen Streetfotos. Und dabei habe ich eine Menge gelernt.
Es braucht auf jeden Fall Zeit und Geduld. Ich habe oft länger auf einen passenden Radfahrer warten müssen. Da denkt man immer, da fahren so viele lang, da kommt immer einer. Und dann steht man mit der Kamera dort und nichts passiert.
Bei der Ausrüstung bin ich am hadern. Das kleine 50mm-Objektiv ist eigentlich toll. Schon alleine weil es so klein ist. Aber mir waren die 50mm an einigen Stellen zu lang. Hier wäre etwas mehr Weitwinkel, so 24-35mm toll gewesen. Ich glaube, beim nächsten Mal nehme ich das Sigma 24-105 Art mit, wobei das schon wieder groß und schwer ist. Alternativ wäre das Tamron 10-24 an der Sony Alpha 6300 eine Alternative, damit komme ich dann auf 15-36mm. Das müsste reichen und ist um einiges kleiner und leichter.
Auf jeden Fall war das nicht die letzte Tour dieser Art. Mir hat das sehr viel Spaß gemacht, man kann Radfahren mit Fotografieren verbinden und einfach mal abschalten.
Habt Ihr Erfahrungen mit dem Thema Streetfotografie und vielleicht noch Tipps? Dann raus damit in den Kommentaren.
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Frau Melli und Herr Tommi, zwei Reisende und Fotografierende aus dem Ruhrgebiet.
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Hi, ich habe schon öfters Street versucht, am besten ist es mit dem 35mm, so wie auch viele bekannte Fotografen sagen. Habe auch teilweise meine RX100M4 genommen die hat ja umgerechnet 24-70 und sie ist so klein das man sie nicht so sieht :) Kannst ja gerne mal meine Bilder ansehen. https://www.flickr.com/photos/deanb-photography/albums/72157719350115070 Manche Bilder sind mit Model gewesen aber eben nicht gestellt .
Moin Dean,
da sind ein paar schöne dabei. An die ganz kleine Sony hatte ich auch schon gedacht. Vielleicht packe ich die beim nächsten Mal parallel ein.
LG Thomas
Hi Tommi,
klasse, dass du dich an das Genre rantastest, in dem ich mich seit mittlerweile über 2 Jahren und mittlerweile fast ausschließlich bewege.
Eins vorweg, dass mit der Überwindung wird niemals besser, aber das ist eben Teil dieses Genres.
Bei der Ausrüstung bist du ja schon nah dran. Bis klar ist, ob du ein 35er oder 50er bist, wird es noch dauern.
Bei der Kamera bist du aber eigentlich viel zu fett unterwegs. Je kleiner, desto besser. Probiere es mal lieber mit der kleinen Sony, dass hilft nicht zuletzt bei der Überwindung draufzuhalten.
Das mit der DSGVO würde ich ehrlich gesagt ausblenden. Ist aber leider die immer das Thema, dass über einem schwebt, wenn man Street macht.
Street ist nicht zuletzt auch auf Reisen im Grunde die bessere Variante, um das Feeling vor Ort einzufangen, anstatt zum elfunddrölfstigsten mal die Standardmotive abzuknipsen.
Würde mich auf jeden Fall freuen, mehr von deiner Streetfotografie zu sehen.
Beste Grüße
Dirk
Moin Dirk,
naja, das mit der DSGVO blende ich beim Fotografieren schon aus. Aber bei der Veröffentlichung tue ich mich schwer. Sobald ein Mensch wirklich erkennbar ist, dann lasse ich es lieber. Und gerade für die nächste Reise, praktisch als Vorbereitung, wollte ich damit anfangen. Denn es ist genau das, was Du sagst. Immer nur Kloster XY zu fotografieren wird auf Dauer ein wenig eintönig. Ich würde lieber versuchen, ein wenig das Leben der Menschen einzufangen.
LG Thomas