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Planespotting – Aviation-Fotografie – Wo ist der Unterschied?

Veröffentlicht: 19. Dezember 2019

Autor: Herr Tommi

Gerade haben wir ein Video auf Youtube gesehen, wo ein bekannter Fotograf Flugzeuge fotografiert hat und im Titel „Planespotting“ geschrieben hat. Man könnte auch sagen, er hat Jehova gesagt. Planespotter sind manchmal ein komisches Völkchen, da kann man die Bezeichnung nicht einfach so verwenden. Da bekommen die Bewahrer der Deutschen-Planespotter-Verordung (DPSVO) aber mächtig Hals.

Diskussion beim Pavel

Natürlich möchten wir Euch erstmal verraten, wo wir diese Diskussion gefunden haben. Und zwar unter einem neuen Video von Pavel Kaplun.

Er erzählt dort von seinen Erfahrungen, die er bei zwei Ausflügen zu Flughäfen gemacht hat um Flugzeuge zu fotografieren. Einmal war er in Hannover und einmal in Barcelona unterwegs. Er gibt dabei ein paar Tipps, wie (Achtung, wichtig) er (!) dort fotografiert hat, mit welcher Ausrüstung und welchen Einstellungen. Dazu erwähnt er noch, dass seine Bilder anschließend bearbeitet werden. Überschrieben ist das Video mit dem Wort „Planespotting“.

Wir haben das Video direkt nach der Veröffentlichung gesehen und uns direkt gedacht, „Ouaha – das gibt Mecker“. Wir kennen ja die Planespotter-Szene.

So dauerte es auch nur ein paar Stunden, bis die ersten Kommentare von Spottern eintrudelten.

Spotter melden sich zu Wort

Natürlich ging es dabei um die Ausrüstung. Es dauerte nur kurz, bis die ersten Hinweise kamen, dass Spotter (fast) immer mit Teleobjektiven arbeiten. Jo, das stimmt sogar. Es hätte an der gezeigten Stelle in Barcelona, bei den Fotos die Pavel dort gemacht hat, keinen Sinn gemacht. Da war das eingesetzte 24-70-Objektiv schon keine schlechte Idee. Zumal Pavel seine (!) Entscheidung für seine (!) Ausrüstung in dem Video auch erklärt.

Natürlich arbeiten viele Planespotter meistens mit Teleobjektiven. Klar, logisch, die stehen meistens auch weiter weg und machen die immer gleichen Fotos, im gleichen Winkel, im gleichen Abstand und und und…

Wir selber fotografieren Flugzeuge auch meistens mit Teleobjektiven. Wir haben aber auch schon mit Standard-Zooms gearbeitet und (ihr müsst jetzt tapfer sein) mit Weitwinkelobjektiven.

Spotten mit dem Weitwinkel in Luxemburg

Spotten mit dem Weitwinkel in Luxemburg

Pavel spottet nicht – er macht Aviation-Fotografie!!11!elf!

Ganz besonders, geradezu megaultrawichtig ist aber der mehrfache Hinweis darauf, dass Pavel nicht spottet. Er macht Aviation-Fotografie. Die Wichtigkeit dieser Aussage ist unbedingt per Fettdruck und Unterstrich hervorzuheben.

*seufz*

Planespotting – Aviation-Fotografie – wo ist der Unterschied?

Nun, eigentlich fotografiert man in beiden Fällen Flugzeuge. Damit wäre das Thema abgehandelt, wenn es nicht die Spotter-Ultras gäbe.

Der richtige, echte Spotter!

Der richtige Spotter (sic!) hat eine Aufgabe. Es muss die Registrierung des Flugzeuges zu sehen und lesbar sein. Dazu sammelt er diese Registrierungen, verschiedene Lackierungen, Sonderlackierungen, Sticker und andere Besonderheiten an den Fliegern.

Dazu darf nichts den Flieger überdecken. Auf dem Vorfeld stehendes Gerümpel vor dem Flugzeug geht gar nicht.

Viele Spotter gehen sogar soweit, dass ein gutes Bild nur ein perfektes 90°-Bild von der Seite ist. Und exakt 90° sind auch nur 90°. Vom hinteren Fahrwerk muss dann das vordere Rad absolut das hintere Rad bedecken. Sonst ist es kein 90° Bild. Und das Ganze am besten vor perfekt blauem Himmel.

Die Bilder werden dann beschnitten. Der Fliegen absolut mittig auf das Foto, rechts und links maximal 2mm Rand. Fotografisch gesehen eine Offenbarung aber nicht beim echten (!) Spotter.

Sehr witzig war in dem Zusammenhang in den Kommentaren, dass Planespotter ihre Fotos nicht bearbeiten würden. Das gab dann aber sogar von anderen Spottern Widerspruch. Denn das ist völliger Nonsens. Ich kenne wirklich viele Spotter und fast alle fotografieren im RAW-Modus, da geht dann ohne anschließende Bearbeitung (Entwicklung) gar nichts.  Und die paar, die ihre Fotos in JPG machen, überlassen die Bearbeitung einfach ihrer Kamera.

Und überhaupt… kein Fotograf, den wir kennen, schafft es Flugzeuge beim Start oder Landung so eng zu fotografieren, wie die Fotos anschließend im Web gezeigt werden. Also wird doch zumindest der Beschnitt und das Geradedrehen in der Fotobearbeitung erledigt.

Dazu muss ein echter (!) Spotter mindestens eine gewisse Stundenzahl im Jahr am Airport verbringen. Uns wurde schon klar und deutlich gesagt, dass wir keine richtigen Spotter mehr wären, da wir nur zweimal im Jahr am Airport sind. Nun, ich suche noch die Stelle in der Deutschen Spotterverordnung. Ich habe sie noch nicht gefunden.

Der Aviation-Fotograf

Der Aviation-Fotograf dagegen fährt einfach zum Flughafen, wenn er einfach Lust dazu hat, er ein besonders schönes Flugzeug erwischen will oder bei besonders schönem Licht.

Bei der Motivauswahl ist er frei. Flugzeuge von vorne, von hinten, von der Seite, Details, Flughafenszenen mit Gerümpel, startend, landend, rollend, bunt, schwarz-weiß, HDR… Alles was andeutungsweise was mit Luftfahrt und Flugzeugen zu tun hat, kann, darf und soll (!) fotografiert werden.

Auch bei der Bearbeitung sind keine Grenzen gesetzt, schon gar nicht dem Flugzeug im Bild. Es darf rechts und links mehr Platz sein. Der Flieger darf auch außermittig zu sehen sein, um so banale Dinge wie die Drittel-Regel zu beherzigen. Es dürfen auch Dinge gezeigt werden. Also Dinge, die nicht direkt ans Flugzeug montiert sind und Szenen, so vom Airport-Alltag.

Dagegen dürfen wirklich störende Dinge weg gestempelt werden. Müll auf der Wiese im Vordergrund, eine verschwommene Taube am Himmel, eine verwischte Laterne am unteren Bildrand. Beim echten (!) Spotter ein NoGo, wenn es kein Sensorfleck ist. Diese Flugzeug-Bilddatenbanken überprüfen das auch, wenn Bilder hoch geladen werden. Ist der Verdacht da, dass es etwas gestempelt wurde, wird das Bild abgelehnt.

Spotten in DUS am 05.12.2019

Wir sind eindeutig Aviation-Fotografen

Ja, nach den Gesichtspunkten sind wir eindeutig Aviation-Fotografen. Wir fotografieren einfach nach Lust und Laune – wann wir wollen, wo wir wollen, wie wir wollen. Am Ende soll ein tolles Foto stehen. Wenn die Registrierung dann nicht zu erkennen ist, es ist uns sowas von egal.

Diese Spotter-Eigenschaften haben wir hinter uns gelassen. Früher hatten wir sogar eine eigene Datenbank für die Registrierungen, die Fotos nach Fluggesellschaft, Typ, Ort usw. sortiert.

Aber auch damals waren uns die Bilderdatenbanken sowas von egal. Wir hatten nie Lust uns von irgendwelchen Screenern sagen zu lassen, wir unsere Fotos auszusehen haben. Daher waren wir beim Thema Schnitt und Bildaufbau immer ein wenig Abseits der Spotter-Szene.

Daher überlegen wir auch schon langer, den „Spotter“-Bereich hier auf dem Blog in Aviation-Fotografie umzubenennen. Aber einerseits ist das viel Arbeit, andererseits wird halt öfters nach dem Begriff „Spotter“ gesucht und da ranken wir bei Google ganz gut. Daher werden wir es wohl so lassen, wie es ist und nehmen es hin, dass mit schöner Regelmäßigkeit Kommentare kommen, die uns erklären, dass wir gar keine richtigen Spotter (mehr) sind. Wir können damit leben, schweren Herzens.

Uralte Diskussionen

Witzig ist ja, dass diese kleinen Diskussionen unter dem Video von Pavel uralt sind. Seitdem es Spotter gibt, gibt es auch diese Diskussionen. Was haben wir darüber, in unseren alten Foren, hitzige Wortgefechte geführt.

Da war alles dabei, von der Debatte wie oft ein Spotter spotten muss um als Spotter zu gelten bis hin zur Debatte, ob man die tote Möwe auf der Wiese vor dem Flugzeug nun weg stempeln darf. Das ging so weit, das Hardcore-Spotter festlegten, nur bei blauem Himmel taugen die Fotos was. Buäääh, langweiliger geht es nun wirklich nicht mehr.

Im Laufe unserer Spotter-Karriere haben wir auch viele dieser Spotter-Ultras im wahren Leben kennenlernen dürfen, genauer gesagt müssen. Die waren dann aber oft ein wenig verstört oder pikiert, wenn sie auf unsere Gruppe stießen. Denn wir haben den Frevel begangen, bei dem Hobby Spaß zu haben, zu lachen, auch mal Flugzeuge ohne Foto vorbei fliegen zu lassen. Und dann hatten wir auch keine Lust, einmal um den Airport zu fahren, zu einer anderen Runway, um einen Flieger mit einem 12cm2 großen Sticker zu fotografieren. Also ein unvorstellbares Verhalten und eine nicht akzeptable Einstellung zum Hobby.

Am Ende sind alles einfach Flugzeug-Fotografen

Alle diese Menschen und Charaktere verbindet aber eine Sache. Die Liebe zur Luftfahrt und die Faszination für Flugzeuge. Am Ende sind es alles einfach nur Flugzeug-Fotografen, die ihrem Hobby nachgehen. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Der eine fotografiert lieber für sich, nach seinen Vorstellungen. Der andere will unbedingt die Flugzeugbilder-Datenbanken im Netz mit seinen Fotos füttern (und den Datenbanken damit kostenlosen Content liefern, den sie dann lohnenswert vermarkten).

Jeder so wie er will – das hört man auch immer am Airport. Aber hinten rum, oh Du liebe Güte, da achten die Vertreter der Deutschen Planespotter-Verordnung strickt auf die Einhaltung der festgesetzte Mindeststandards.

Es könnte so einfach sein, wie immer im Leben. Aber lieber macht man sich das Leben selber schwer und kommentiert dann beim Pavel rum, um ihm zu erklären, dass er gar kein richtiger Spotter ist. Dabei wichtig: Mit dem Fuß aufstampfen. Manche Spotter gehören schon einem seltsamen Völkchen an.

Wie sind Eure Erfahrungen mit Planespottern oder spottet ihr selber? Dann lasst gerne einen Kommentar hier, das würde uns sehr freuen.

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10 Kommentare
  1. Timo 19. Dezember 2019 um 13:29

    1st Photographers World Problem ?

    • Thomas Jansen 19. Dezember 2019 um 13:31

      Hi Timo,

      jo, das ist die Kurzfassung.

      LG Thomas

  2. Seh-N-Sucht 19. Dezember 2019 um 13:57

    Uih uih uih – wie schnell man einem auf die Füße treten kann. Bin ich froh, dass ich einfach nur fotografiere und wenn es mal passt auch mal ein Flugzeug oder HubschrauBär. Hauptsache der Fotografierende hat Spaß und das Ergebnis ist ansehnlich ;-) Ich weiß jetzt zumindest welches „böse Wort“ ich nicht benutzen darf ;-)

    Ich denke die Leute, die da „Kopfhörer“ tragen, wie Pavel Kaplun es meint, die tragen auch eher Kapselgehörschützer, was bei dem Lärm auch wirklich Sinn macht, denn Flugzeugstarts vor allem sind sehr, sehr, sehr laut.

    Aber ihm geht es ja in erster Linie darum die Leute zu unterhalten :-)

    Herzliche Grüße
    Birgit

    • Thomas Jansen 19. Dezember 2019 um 14:16

      Hi Birgit,

      das mit dem Gehörschutz fand ich in dem Video ganz lustig. Ich war in meinem Leben unzählige Male an Flughäfen, auf der ganzen Welt, zum fotografieren. Niemals, wirklich niemals rannte da ein Spotter mit Gehörschutz rum. Nur bei kleinen Kindern habe ich das mal gesehen. Wenn einzelne mal Kopfhörer auf hatten, dann um den Flugfunk zu verfolgen, was in einigen Ländern ja erlaubt ist.

      Jetzt war ich aber lange nicht mehr spotten, es kann natürlich sein, dass sich das geändert hat. Inzwischen fährt man ja auch mit Warnweste auf den Fahrrad.

      LG Thomas

  3. Dirk Trampedach 19. Dezember 2019 um 14:13

    Oh, oh, ein Koffer voller Luxussorgen…
    Vielleicht macht´s Sinn, weniger (Fein-)Staub aufzuwirbeln, und stattdessen deutlich langsamere Segelboote zu fotografieren. Oder Menschen in Zugabteilen. Das ist erstens bisschen einfacher, und außerdem total hipp gerade… ;-))

    • Thomas Jansen 19. Dezember 2019 um 14:16

      Nenee, besonders Hip sind Menschen neben Zugabteilen. ;-)

      LG Thomas

  4. Marc 19. Dezember 2019 um 23:35

    Danke für diesen Beitrag. Ich werde jetzt Spotter, endlich ein Hobby beim dem Zucht, Ordnung und klare Regeln herrschen! :D
    Ich hab’s jetzt nicht ergoogelt, aber ich hoffe doch schwer, dass es diese spaßverbietende Spotter-Verordnung nicht wirklich gibt!

    • Thomas Jansen 20. Dezember 2019 um 7:22

      Moin Marc,

      nein, natürlich gibt es die nicht. Aber in den Köpfen einiger (weniger) Spotter ist die sicherlich komplett ausformuliert. Sie muss nur noch gedruckt und ratifiziert werden.

      LG Thomas

  5. Rainer Spoddig 22. Dezember 2019 um 1:33

    Also wenn ich sehe wie der Kerl die Cam beim fotografieren hält,ist er für mich schon unten durch,ausser er macht Videos in dem Moment. Aber er spricht ja immer über die Fotografie und nicht vom Filmen. Und mindestens eine 1/1000 s Belichtung ist bei der Kamerahaltung auch wirklich nötig. Ich habe zwar sonst keine YouTube Vids von ihm gesehen aber für mich ist er ein Schaumschläger, der Werbung für Sony macht.

    • Thomas Jansen 22. Dezember 2019 um 9:27

      Moin Rainer,

      dann schau Dir mal seine anderen Videos an, lohnt sich. Allerdings Vorsicht dabei, denn Pavel ist manchmal auf neuen Pfaden unterwegs. So nutzt er auch den Live-View schonmal. ;-) Ich mache das auch nicht aber jeder wie er mag.

      Und das mit der 1/1000 Sekunde, die nutze ich beim Spotten auch ganz gerne. Aber auch dabei weißt er ausdrücklich daraufhin, dass es seine Einstellungen sind – auch hier führen 1000 Wege zum Foto. Übrigens eine Aussage, die genau vom Pavel immer wieder gebracht wird. Es gibt nicht nur einen richtigen Weg und er vermittelt sein Wissen nicht als das einzige, von Gott gegebene, Richtige.

      LG Thomas

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