
Im Netz unterwegs auf Dopamin? Warum nicht?
Angestoßen durch einen tollen Podcast-Beitrag von 9vor9 geistert gerade der Begriff „Bloggen auf Dopamin“ durch die Szene. Jetzt hat auch noch Kollege Henning sich dazu geäußert, da muss ich natürlich auch noch meinen Senf dazu geben.
Mit dem Bloggen das Dopamin runterfahren?
Lars Basche und Stefan Pfeiffer hatten in ihrem Podcast 9vor9 den Thomas Gigold zu Gast und haben ein wenig über das Bloggen gesprochen. Dabei ging es auch darum, das Dopamin ein wenig herunterzufahren, um vom Empörungs-Internet (auch Social Media) wegzukommen. Und genau dabei können Blogs eine große Hilfe sein.
Aber was macht Dopamin eigentlich?
Dopamin ist ein lebenswichtiges Hormon und Botenstoff im Nervensystem. Es steigert unter anderem die Motivation, die Vorfreude und fördert den Antrieb. Daher ist Dopamin auch als Glückshormon bekannt. (Wikipedia)
Daher, warum auf Dopamin verzichten? Im Gegenteil gehört viel mehr Dopamin ins Netz, mit produktiver Motivation, Glück und schönen Dingen. Kritisch wird es ja erst, wenn noch andere Stoffe zum Dopamin dazukommen. Meiden wir doch lieber die folgenden Hormone:
Die bekanntesten Hormone, die der Körper bei einer Stressreaktion freisetzt, sind Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol. Noradrenalin und Adrenalin gehören zum sogenannten sympatho-adrenomedullären System. Dieses System aktiviert sich sofort, wenn der Mensch einem Stressfaktor ausgesetzt ist. (AOK)
Diese Verbindung, wo zusammen mit dem Dopamin noch Adrenalin ins Spiel kommt, endet es schlimmstenfalls im Stress. Das brauche ich im Netz nicht mehr.
So, jetzt aber genug mit gefährlichem Halbwissen geklugscheissert. Ihr wisst alle, wie es gemeint ist. :-)
Das Netz positiv erleben und das Glückshormon ausschütten!
Einerseits als Betreiber eines Blogs. Ich vermeide es zum Beispiel tunlichst, hier über aktuelle politische Themen zu schreiben. Und wenn, dann nur in Ausnahmefällen und nur dann, wenn ich mindestens 3 Nächste über meinen Beitrag geschlafen habe. Die tägliche Sau, die ständig durchs Netz getrieben wird, ignoriere ich komplett. Schade übrigens, dass man diese possierlichen Tierchen inzwischen auch bei Mastodon und, noch viel mehr, bei Bluesky finden kann.
Daher meide ich die Säue und jede spontane Reaktion darauf, die mir vielleicht dazu durch den Kopf schießt. Früher ™ habe ich mich zu oft in den „Social“ Medias dazu hinreißen lassen, meinen Senf sofort und ohne innezuhalten ins Netz zu kippen. Das hat mir nicht gutgetan und so manche Äußerungen bereue ich im Nachhinein. Denn inzwischen bin ich weit davon entfernt, irgendwelche Extreme zu unterstützen oder alles nur schwarz-weiß zu sehen. Und die grauen Zwischentöne sind als Laie in verschiedenen Themen nur schwer zu erfassen.
Ebenfalls konnte ich wie Henning beobachten, wie manche Menschen komplett falsch abgebogen sind. Menschen, die durchaus gebildet sind und eine gute soziale Stellung haben, faseln plötzlich vom Untergang des Abendlandes und wie schlecht es uns allen geht.
Was bei mir zu einer Dopamin-Ausschüttung führt, sind Reaktionen auf meine Beiträge. Kommentare, auch ein Like oder ein Share – ich müsste lügen, wenn es nicht so wäre. Allerdings stehen die Likes auf den Social Medias dabei schon lange nicht mehr im Vordergrund. Ein Kommentar zaubert mir aber immer ein Lächeln ins Gesicht.
Als eifriger Leser von Blogs kann ich mir dazu noch aussuchen, was ich lesen will. Mein RSS-Feed ermöglicht mir, Beiträge zur täglichen Sau einfach zu ignorieren. Anders als in den Social Medias mit Empörungs-Algorithmus sind diese Beiträge zum Glück nicht in einer Dauerpräsenz vorhanden oder werden bevorzugt ausgespielt.
Leider beobachte ich auch in den neuen Wohlfühl-Medien, wie beispielsweise Mastodon, eine bedenkliche Entwicklung. Auch hier greift die Empörung mehr und mehr um sich. Dabei geht es nicht darum, seine Meinung zu gewissen Dingen zu äußern. Das ist vollkommen in Ordnung. Auch lebhafte Diskussionen sind erwünscht. Aber Andersdenkende zu verunglimpfen geht gar nicht und nur, weil jemand nicht stramm ganz weit, sehr weit Links unterwegs ist. Sorry, nicht mit mir. Das macht die ganze Situation keinen Millimeter besser. Dabei ging es übrigens um einen SPDler, der allen Ernstes in die Nazi-Ecke gestellt wurde. Da fällt einem nichts mehr zu ein. Ihr merkt, ich fange schon an, mich zu empören (Adrenalin und so).
Daher konsumiere ich lieber Blogs, die über die schönen Dinge berichten oder ihre persönliche Sicht auf Dinge äußern. Und wenn das mit Respekt gegenüber anderen Menschen passiert, dürfen es auch gerne Meinungen sein, die ich vielleicht nicht teilen würde.
Denn das soll die Blogosphäre doch auszeichnen, verschiedene Meinungen und Sichtweisen zu äußern, immer mit Respekt gegenüber Andersdenkenden. Genau da können wir als Bloggende ein wunderbares Vorbild für den Umgang im Netz sein. Als interessanter, motivierender Gegenpart zur Empörungs-Industrie der Big Social Medias.
Und so ein Umfeld würde dafür sorgen, dass bei mir das Glückshormon Dopamin beim Lesen im Netz viel mehr ausgeschüttet würde. Und zwar in seiner positiven, belebenden Form.
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Gute Punkte … ich meinte primär auch diese „Dauerbefeuern“ – ein Swipe, nächster Kick. Beim Bloggen oder basteln am Blog ist es ja eher ein niedrigschwelligeres, aus dem eigenen heraus kommendes befeuern als diese Aufregungswellen, die wir in Social dauernd durchleben ;)
Danke für deine Gedanken dazu!! Finde es toll, dass das Gespräch bei so vielen ein Feedback und Gedanken auslöst!
Das war auf keinen Fall eine Kritik an der Aussage, der Inhalt kam schon richtig rüber. Und ja, beim Bloggen geht alles ein wenig gemütlicher zu, ebenso beim Lesen von Blogs.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu.
Danke.
Uiii, Kollege… Warte mal, wir müssen mal ein Meeting zum Brainstorming aufsetzen. Schedulst du uns mal einen Blocker zusammen und callst die übliche Runde dazu? :-)
Nee, Quark… Ich finde das Thema tatsächlich extrem wichtig. Wie schrieb @a_koschinski dazu zu meinem Artikel, bei dem ich mich ganz einfrig bedanken möchte, dass du ihn verlinkt hast: Die 50.000 Impressions und 850 Herzchen sind dann wie ein Dauerrausch – für zwei, drei Tage immerhin. Und nur weil meine Botschaft nett und nicht spaltend war… die Mechanismen sind die gleichen
Und naja, das isses doch. Wie oft haben wir uns selbst dabei ertappt, dass wir drüben bei – dings – Facebook oder damals noch Twitter irgendwas losgelassen haben, bei dem wir gehofft haben, dass da irgendeine Resonanz geschieht? Ich kann dir sagen, ich bin sowas von froh, aus diesem Hamsterrad raus zu sein.
Und ja, die tägliche Sau sollen bitteschön andere durchs Dorf jagen. Ich hab genug mit mir, meiner Musik, meinem Blog und meiner Arbeit zu tun. Schöner Artikel, so vong Niceigkeit her.
Och nöö, keine Brainstorm-Meetings mehr diese Woche, mein Bedarf ist von beruflicher Seite aus gedeckt.
Und dieses Hamsterrad FB vermisse ich gar nicht. Zugegeben, die ersten Tage ohne waren ein wenig merkwürdig. Nach fast 20 Jahren dort, kein Wunder. Aber mittlerweile vermisse ich den Laden eine Sekundem mehr.
Schön geschrieben. Auch wenn ich in meinem Blog über politische Themen schreibe, tue ich das immer respektvoll und verunglimpfe keine Menschen, außer Nazis, aber die haben es auch nicht anders verdient. Schließlich muss ich als Mensch mit Behinderung auch politisch sein bzw. meine Stimme erheben. Wer macht das denn sonst? Viele Menschen mit Behinderung können das nicht so gut oder gar nicht.
Ja, Du schreibst über politische Themen, aber mit Niveau und ohne Aufregung. Das lese ich durchaus gerne.
Oh danke, Tommi, das geht runter wie Öl! 🤗🙏👍
Hallo Tommi,
wie recht du hast – hier daher von mir ein Tütchen Domapin für deine Seele – durch meinen Kommentar.
Ich blogge nun leider nicht rein privat, sondern habe eine Menge (neben-)beruflicher Themen auf meinem Blog.
Doch ich bemühe mich sehr, dass dabei meine Persönlichkeit durchscheint und der Austausch zum Schreiben und darüber Schreiben motiviert mich sehr.
Und ja: die Glücksperlen erreichen auch mich, mehr davon :-)
Wir haben uns gestern bei der Bloggerkonferenz kurz kennengelernt, also lesen wir doch gerne mehr voneinander :-)
In diesem Sinne viele Grüße in den Pott von der Mosel
Gabi
Du, bzw. Dein Blog, bist schon in meinen RSS-Reader gewandert. Daher werde ich regelmäßig bei Dir mitlesen, besonders die persönlichen Dinge.
Ich habe es längst aufgegeben, mir Gedanken über den respektvollen Umgang miteinander in den verschiedenen „sozialen“ Netzwerken zu machen. Angenehm überrascht bin ich als Neublogger allerdings über den Umgang untereinander in der Blogosphäre. Ich muss allerdings gestehen, dass ich überwiegend Blogs konsumiere, die keinerlei politische Themen zum Inhalt haben. Einfach weil es Spaß macht und mich von dem ganzen Scheiß um mich herum angenehm ablenkt. Eben Dopamin produziert.
So ist das, in der großen Blogosphäre. Natürlich, machen wir uns nichts vor, gibt es auch dort Mitmenschen, mit denen man vielleicht nicht so gut auskommt,die anstrengend sein können oder komplett Banane :-). Es ist halt auch ein Ausschnitt aus unserer Gesellschaft.
Sehr schön geschrieben, daher auch von mir ein Kommentar als Balsam für die Seele. :-) Ich spüre an mir selber, wieviel besser es mir geht, wenn ich mich durch Blogs klicke im Vergleich zum Doom Scrolling bei irgendwelchen Social Medias. Da finde ich tatsächlich viel mehr echte Inspiration.
Meine Seele sagt Danke. :-)