
Golem – In Prag auf den Spuren von Rabbi Loew
Golem, ein Spiel in dem wir im alten Prag Golems erschaffen und versuchen, diese zu beherrschen. Um das Spiel schleichen wir schon lange herum. Einige Kritiken feiern es, andere halten es für bestenfalls suboptimal, es scheint zu polarisieren. Nachdem wir in den vergangenen Wochen bei Mastodon von einigen Spielberichten influenzt wurden, kam es auf unsere „Jetzt-kaufen-wir-es-aber-endlich“-Liste. Kurz darauf fanden wir ein Angebot, Golem neu für unter 40 EUR, da mussten wir zuschlagen.
Golem – um was geht es?
Golems sind Teil der jüdischen Mythologie. Der Legende zufolge soll es in Prag soll es um 1580 herum einen Rabbi Loew gegeben haben. Dieser hat versucht, aus Lehm einen Golem zu erschaffen. Eigentlich sollte der Golem dann still in der Kammer des Rabbie Loew sitzen. Erst wenn ihm ein Zettel unter die Zunge geklebt wurde, hat er seine Aufgaben erledigt. Diese Zettel-Legende findet man im Spiel aber nicht wieder. Eher ein Teil aus einem anderen Legendenkreis, nachdem der Golem unkontrolliert durch die Gassen Prags raste. Und um diese Legende geht es auch in dem Spiel.

Golem Spielplan mit Straßen, Golems und Studenten
Im Spiel versuchen die Spielenden neue Golems zu erschaffen und bereits existierende Golems unter Kontrolle zu halten. Dazu sammelns die Spielenden verschiedene Ressourcen, wie Lehm, Wissen, Gold und Münzen. Diese werden dann eingesetzt, um Bücher zu kaufen, welche zusätzliche Ressourcen bringen oder Aktionen auslösen, Artefakte zu erzeugen, zu forschen oder eben neue Golems zu erschaffen oder diese zu verbessern. Dazu gibt es auf dem eigenen Spielertableau zahlreiche Aufwertungen (Plättchen, die umgedreht werden). Jede dieser Plättchen bringt eine dauerhafte Verbesserung mit sich, von der man im Laufe des Spiels profitiert. Zudem ist auf jeder Aufwertung ein Menora-Symbol zu sehen. Diese dienen am Ende, bei der Schlußwertung als Multiplikatoren.
Auf dem Hauptspielplan sind drei Straßenzüge zu sehen, auf denen sich die eigenen Golems und die eigenen Studenten bewegen. Und hier kommt ein besonderer Kniff ins Spiel. Die Golems bewegen sich am Anfang jeder Spielrunde vorwärts. Sind sie am Ende der Runde weiter fortgeschritten, als die eigenen Studenten, so muss das mit Wissen bezahlt werden. Dieses Wissen sollte man dann aber auch gesammelt haben, sonst gibt es böse Minuspunkte. Daher ist es zwar gut und wünschenswert, Golems zu besitzen. Diese können an Ihren Standorten Arbeiten durchführen, die teilweise kräftige Boni bringen. Allerding sollte man darauf achten, dass die Golems nicht zu weit wegrennen.
Ein Spiel geht übrigens über 4 Runden. In jeder Runde hat jeder Mitspielende drei Aktionen. Einmal kann er dabei seinen Rabbi auf einer der ausliegenden Aktionsplättchen einsetzen. Die beiden anderen Aktionen werden über Kugeln gesteuert, die in den 5 Reihen der Synagoge liegen. Jeder Reihe sind dabei feste Aktionen zugeordnet und die Anzahl der Kugeln in der Reihe bestimmen die Stärke der Aktion. Das erinnert ein klein wenig an Austrian Hotel und die dortigen Aktionswürfel.
Nach vier Runden endet die Partie und wer am Ende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.

Synagoge mit Kugeln uns Aktionsauswahl
Unserer Golem-Partien
Die erste Partie war natürlich unsere Lernpartie. Die hat auch gut zwei Stunden gedauert, da man relativ oft in der Anleitung blättern musste. Hat man die Symbole aber einmal verstanden, verringert sich die Spielzeit deutlich. Für weitere Partien haben wir dann rund 60 Minuten gebraucht.
Trotzdem waren wir nach der ersten Partie ein wenig ratlos. Sie endete 43:41. Dabei haben wir im Netz doch Punktzahlen von rund 90 gelesen. Relativ schnell haben wir dann einen Regelfehler entdeckt. Beim Nehmen einer der Kugeln aus der Synagoge werden die farblich passenden Studenten auch auf ihren Straßen vorwärts bewegt. Ok, das erklärte schon mal den Effekt, dass wir beide Strafen zahlen mussten, weil die Golems weiter fortgeschritten waren und wir nicht genug Wissen hatten.
Trotzdem haben wir aus der ersten Partie ein paar Learnings mitgenommen. Nicht alles Wissen ausgeben, immer eine Reserve für die Golem-Kontrolle aufbewahren. Zudem sind Golems toll, aber wenn sie zu weit weggerannt sind, auch teuer. Daher ergibt es durchaus Sinn, Golems auch mal zu beerdigen, denn das Ablegen auf dem Friedhof gibt auch noch tolle Boni.

Spieletableau von Golem
In den weiteren Partien ging die Lernkurve noch weiter steil nach oben. Man kann nicht in allen Bereichen des eigenen Spieltableaus (Forschung, Golems, Artefakte) maximieren, zeitgleich 5 Golems kontrollieren und auch noch die eigenen Studenten vorwärts bewegen. Es ist deutlich effektiver, sich auf ein oder zwei der Bereiche auf dem Tableau zu konzentrieren und dann geschickt die passenden Studenten auf den Straßen zu bewegen.
So haben uns auch die Aufgabenkarten, die man zu Spielbeginn bekommt, in der ersten Partie ratlos zurückgelassen. Wie soll man die bitte erfüllen können, und dann noch mehrere davon? Auch hier zeigte sich die Lernkurve. Man sollte seine Strategie auf genau diese Aufgabenkarten ausrichten. Dann sind sie zu schaffen, sogar alle drei, und die geben am Ende ordentlich Siegpunkte.
Unsere fünfte Partie endete dann übrigens 89:86. Daran lässt sich die Lernkurve auch in Zahlen ablesen. Wir haben unsere Siegpunkte im Vergleich zur Erstpartie verdoppelt.

Auslage der Bücher
Unser Fazit zu Golem
Golem ist ein kurzweiliges, recht schnell gespieltes Spiel. Es hat bei uns diesen „Komm-noch-ne-Runde“-Effekt ausgelöst. Denn es ist recht flott aufgebaut, und zu zweit in gut einer Stunde gespielt. Für ein Kennerspiel ein guter Wert. Und ja, wir stufen es mal als Kennerspiel ein. Denn die Regeln sind schon üppig und wollen einmal verstanden werden. Die Anleitung ist aber gut und verständlich geschrieben, liefert einige Beispiele und hat am Ende einen sehr guten Anhang, wo alle Plättchen und Symbole erklärt sind. In diesem Anhang blättert man gerade in den ersten zwei Partien regelmäßig rum, findet aber schnell alles, was man wissen möchte. Die Komplexitätswertung von 4,00 bei BGG können wir aber nicht nachvollziehen. Hier würden wir etwas von 3,3-3,5 ansetzen. Ja, es benötigt einige strategische Überlegungen, aber in Richtung 4 zu verordnen, halten wir doch übertrieben.
Der Aktions-Auswahl-Mechanismus gefällt uns richtig gut. Zumal man noch die Möglichkeit hat zu passen, wenn nun gar keine passenden Kugeln in den Reihen liegen. Dabei werden dann alle verbliebenen Kugeln am Ende, wenn alle gepasst haben, nochmals geworfen und bringen dann hoffentlich eine bessere Auswahl. Trotzdem hält sich der Glücksanteil im Spiel in engen Grenzen. Denn eigentlich kann man mit der vorhanden Auswahl immer was tun, was zur eigenen Strategie passt.
Am Ende müssen wir sagen, für unter 40 EUR kann man bei dem Spiel auf jeden Fall zugreifen. Wenn man Spaß an leicht grübeligen Euro-Games hat, dann passt das. Bei uns wird es sicherlich auch mal in einer größeren Runde auf den Tisch kommen. Wobei wir das nicht mit „Grüblern“ spielen möchten, denn dann kann die Partie sicherlich sehr viel länger dauern.
Informationen zu Golem

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Wer schreibt hier?
Herr Tommi, 68er Jahrgang, aus dem schönen Mülheim an der Ruhr im Ruhrpott. IT-Mensch und Computer-Versteher, der gerne anderen Menschen aus der IT-Patsche hilft. Zusammen mit Frau Melli gerne auf Reisen in die weite Welt oder auf Fototour im schönen Ruhrpott anzutreffen. Bloggt seit 2009 mit großer Leidenschaft als Hobby auf dieser Seite. Dabei gibt es fast kein Thema, welches nicht angesprochen wird.