
Bloggerschnack Mai: Gastbeiträge im Blog
Gastbeiträge auf dem eigenen Blog, das klingt erst einmal nach: Füße hoch, Content kommt von allein. Fast wie Urlaub, nur ohne Kofferpacken. Aber ist es wirklich so einfach?
Gastbeiträge – Die Vorteile:
1. Frischer Wind in den Beiträgen
Ein Gastbeitrag bringt neue Perspektiven rein. Andere Schreibstile, andere Themen, andere Sichtweisen, wie ein Überraschungsei. Man selbst denkt vielleicht in Routinen oder eingefahrenen Denkmustern, der Gastautor vielleicht in Zickzacklinien. Und manchmal ist genau das, was der Blog braucht: ein gedanklicher Tritt in den Hintern.
2. Reichweite? Ja, bitte.
Wenn Dein Gastautor seine Community mitbringt, wird Dein Blog gleich ein wenig größer, bunter, lebendiger. Neue Leser, neue Kommentare, vielleicht sogar neue Stammgäste. Klingt nach einem fairen Deal.
3. Zeitersparnis – theoretisch
Inhalt, der geschrieben wird? Luxus! Endlich mal die Blog-To-do-Liste abarbeiten. Oder wenigstens so tun. Aber Achtung, „Zeitersparnis“ gilt nur, wenn der Gastbeitrag nicht mehr Nachbearbeitung braucht als ein Aufsatz mit Rechtschreibfehlern.
Gastbeitrag – Die Nachteile:
1. Stilbruch deluxe
Dein Blog ist gemütlich, ironisch, ein wenig nerdig, und plötzlich kommt da dieser hyperernste Fachbeitrag über „Synergien im B2B-Umfeld“. Autsch. Nicht jeder Text passt zu Deinem Blog. Denn dann stehst Du da mit einem Beitrag, der sich anfühlt wie ein Fremdkörper im eigenen Wohnzimmer.
2. Qualitätsroulette
Manche Gastautoren liefern pünktlich, sauber, charmant. Ander eher nicht. Da kommt dann ein Text mit zehn Absätzen, aber ohne Punkt und Komma. Oder mit Quellen aus dem Jahr 2003. Und plötzlich bist Du nicht der entspannte Gastgeber, sondern der verzweifelte Lektor und hast mehr Arbeit, als wenn Du selbst geschrieben hättest.
3. Kontrolle abgeben? Schwierig.
Es ist Dein Blog. Dein Baby. Da jemanden heranzulassen, erfordert sehr viel Vertrauen. Und manchmal auch starke Nerven. Denn was, wenn der Beitrag polarisiert? Oder noch schlimmer gähnend langweilig ist?
5 Tipps für gelungene Gastbeiträge auf deinem Blog
- Klare Spielregeln aufstellen – Was darf der Beitrag enthalten? Was nicht? Wie lang soll er sein, wie locker darf er klingen? Eine kurze Checkliste oder ein Mini-Guideline-Dokument hilft beiden Seiten und spart Dir nerviges Nachbessern.
- Thema vorher abstimmen – Einfach drauflosschreiben ist nett gemeint, endet aber oft in „nett gemeint“. Lieber vorher abklären: Passt das Thema zu Deinem Blog? Gibt es Überschneidungen mit bestehenden Beiträgen?
- Beispiele zeigen – Gastautoren sind keine Gedankenleser. Wenn du zwei, drei Beispielbeiträge zeigst, gibst du Orientierung, ohne die Kreativität abzuwürgen.
- Feedback nicht scheuen – Du darfst sagen, wenn etwas nicht passt. Besser ehrlich als höflich unzufrieden. Und ein gut formuliertes „Super Text, aber…“ kommt meist besser an als späteres stilles Grummeln.
- Verlinkung und Vorstellung nicht vergessen – Ehre, wem Ehre gebührt: Stell deinen Gastautor kurz vor, verlinke auf seine Website/Socials, und gib ihm die Bühne, die er verdient – das ist nicht nur fair, sondern stärkt auch dein Netzwerk.
Fazit:
Gastbeiträge sind wie WG-Mitbewohner auf Zeit. Manche bringen gute Laune und Pizza mit, andere vergessen das Klopapier. Du musst bereit sein, ein wenig loszulassen, aber auch klar sagen, was geht und was gar nicht. Mit kluger Auswahl, klaren Absprachen und einem guten Bauchgefühl können Gastbeiträge Deinen Blog echt bereichern.
Auf diesem Blog hier gibt es schon lange keine Gastbeiträge mehr. Irgendwie passt es nicht zu einem Blog, der hauptsächlich persönliche Gedanken vermittelt. Aber früher ™ als Reiseblogger, hatte ich recht viele Gastbeiträge hier, sogar ganze Aktionen. So gab es mal den Traveltuesday, wo andere Menschen über Länder und Orte geschrieben haben. Und dabei habe ich genau die oben genannten Erfahrungen gesammelt. Trotz einiger Vorgaben waren viele Beiträge toll, manche aber auch eher meeeh.
Also: Ja zu Gastbeiträgen. Aber bitte mit Stil. Und vielleicht einer kleinen Checkliste vorab.
Bloggerschnack – was ist das?
Dies ist ein Beitrag zur Bloggeraktion „Bloggerschnack“ aus dem Bloghexen-Forum. Es wird einmal im Monat ein Thema vorgegeben, wozu man dann einen Beitrag schreiben kann, oder Fotos machen, oder auf andere Weise kreativ wird. Ich finde das eine schöne, motivierende Idee. Weitere Beiträge zu der Aktion findet Ihr hier:
Herr Tommi
Herr Tommi, 68er Jahrgang, aus dem schönen Mülheim an der Ruhr im Ruhrpott. IT-Mensch und Computer-Versteher. Zusammen mit Frau Melli gerne auf Reisen in die weite Welt, auf dem Rad, am Spieltisch oder auf Fototour im schönen Ruhrpott anzutreffen. Bloggt seit 2007 mit großer Leidenschaft als Hobby.
Kommentarbereich
Ich habe das vor Jahren auch mal versucht; schließlich gibt es Leute, die von einem historischen Teilaspekt, der bei mir durch Reisen aufgetaucht ist, mehr verstehen als ich. Habe das dann aber bald wieder gelassen – entweder gab es dann halt zu dem Thema keinen Beitrag oder nur einen kurzen, in dem ich darauf verwiesen habe, dass das nicht mein Spezialgebiet ist und ich mich aufs – allerding kritisch gelesene – Internet verlassen habe.
Im Moment wäre ich allerdings froh, wenigstens genut Löffel zu haben, um mal ein paar längere Beiträge über historische Themen zu schreiben, von denen ich Ahnung habe, und nicht nur Fotoposts (und selbst an denen sitze ich ein paar Tage, weil die Motivation wohl noch in Dänemark rumhängt).
Meine Motivation verschwindet nächste Woche in die Niederlande. Mal schauen, ob die wieder mit zurück kommen will.
Ich finde es spannend, wenn hier direkt von Erfahrungen berichtet werden kann. Es steckt eben auch hier dennoch viel Arbeit und Genauigkeit hinter…
Das ist so. Man sollte das nicht unterschätzen.
[…] Tommi: Gastbeiträge im Blog […]
Hallo Tommi,
danke für diesen sehr wissenswerten Beitrag! Das „Traveltuesday“ klingt nach einer sehr tollen Aktion. Schade, dass Du dass nicht mehr machst. LG Edeline
Das tue ich mir auch nicht mehr an. Das war richtig viel Aufwand.
Toll und danke für die Verlinkung! 👍
Immer gerne.
Schöner, gut geschriebener Artikel. Das gelungene (KI-)Artikelbild rundet den Beitrag ab :)
Ohne KI-Titelbild wäre der Beitrag auch nur die Hälfte wert. :-)
Erinnerst du dich vielleicht noch an das kleine „Rennen“ in meinem Blog Querblog – so um 2010 herum? Vielleicht ist dir das damals über den Weg gelaufen. Ich hatte es ausprobiert, aber am Ende wollte es einfach nicht so recht funktionieren.
Wie du es in deinem Beitrag beschrieben hast: Manchmal passt es einfach nicht zusammen. Ohne klare Absprachen im Vorfeld wurde es nach meiner einseitigen und etwas abrupten „Kündigung“ dann auch recht ungemütlich – da musste ich einiges einstecken.
Ich bin der Meinung, dass Blogs gerne die Eigenheiten ihrer Betreiber zeigen dürfen – sie leben ja oft gerade vom persönlichen Ton. Natürlich gilt das nicht für jeden Blog. Ich kenne wunderbare Beispiele, vor allem im Bereich der Familienblogs, bei denen Gastbeiträge sehr gut funktionieren. Aber selbst das ist ja wieder eine ganz eigene Konstellation.
Trotzdem habe ich den Eindruck, dass viele Blogs durch zu viele fremde Stimmen ihren individuellen Stil verlieren könnten. Das fände ich persönlich schade. Aber klar, es hängt stark vom Thema ab. Wer zum Beispiel ein Fotoblog betreibt und anderen die Bühne bietet, kann davon durchaus profitieren – gerade wenn Wissen geteilt wird. Dann gewinnen im besten Fall alle: der Gastautor wie auch der Host.
Gastbeiträge würde ich heute wohl nicht mehr machen. Ich überlege eher in die Richtung Interviews zu gehen oder meine alte Fotobearbeitungs-Challenge wieder mal zu starten. Das sind dann nur kleine „Schnipsel“ mit fremden Content.