
Friesland mit dem Boot im Herbst – Teil 1
Im Herbst mit dem Boot durch Friesland fahren? Im Oktober? Wir wussten vorab nicht, ob das so eine gute Idee war. Aber jetzt sind wir schlauer, es war sogar eine richtig gute Idee. Natürlich haben wir kein Sonnendeck-Wetter erwartet, aber am Ende war es besser, als befürchtet. Und natürlich ist es draußen kalt. Aber die Heizung unseres Bootes hat alles gegeben und wir hatten es im Boot immer muckelig warm.
An den ersten zwei Tagen war es wirklich stürmisch, mit einem Wechsel aus Regen und Sonne. Danach wurde es weniger windig und auch der Regen wandelte sich in kurze Schauer um. Damit konnten wir gut leben. Die letzten zwei Tage war es dann richtig schön, ein goldener Oktober sozusagen.
Ein riesiger Vorteil dieser Reisezeit: Es ist nichts los. Man ist oft alleine unterwegs, man bekommt überall problemlos einen Anlegeplatz. Allerdings ist auch in den Orten zu dieser Zeit der Hund begraben. Viele Geschäfte und Restaurants haben geschlossen oder nur am Wochenende geöffnet. Am besten war der Bäcker in Terherne. Ende September geschlossen und ab März 26 wieder geöffnet. Das ist halt Nebensaison. Uns hat es nicht gestört, wir hatten genug zum Futtern dabei und haben uns lecker selbst verpflegt.
Das Boot: Doerak LX 900 AK Charlotte
Aber das absolute Highlight des Urlaubs war das Boot. Wir haben uns eine Doerak LX 900 AK gemietet. Die Doerak-Boote sieht man recht häufig in den Niederlanden. Sie fallen mit dem recht flachen Bug direkt auf. Dazu sind die angenehm flach. Das hat zwei entscheidende Vorteile. Zum einen ist das Boot nicht sehr windanfällig. Das hat uns bei den letzten beiden Booten arg gestört. Zum anderen kommt man bei einer Durchfahrtshöhe von 2,45 Meter auf Flüsse, die man sonst wegen der niedrigen Brücken nicht befahren kann.
Im Grundaufbau hatte die Charlotte eine Höhe von 3,20 Metern. Mit umgelegtem Mast waren es dann noch 2,60 Meter. Dann konnte man die Plane über dem Fahrerstand noch absenken, um auf 2,45 Meter zu kommen. Das war mit wenigen Handgriffen, ganz unkompliziert, erledigt.
Im Inneren war das Boot ein Raumwunder. Denn so klein ist es mit 9 Metern Länge und 3,50 Metern Breite nicht. Dazu war der Platz ideal ausgenutzt. So viel Stauraum hatten wir noch auf keinem Boot. Dazu gab es einen WC/Dusche-Raum, zwei Schlafkabinen und einen Küchen-/Wohnbereich. Wir haben übrigens tatsächlich beide Schlafkabinen genutzt. Frau Melli mag es ja ein wenig wärmer in der Nacht, wogegen ich es lieber kühler habe. Also, war das kein Problem und es gab kein Gezanke über die Einstellung der Heizung.
Zum Fahren war die Charlotte extrem gutmütig. Bug- und Heckstrahlruder machten es aber auch unkompliziert. Nur, so oft mussten wir diese gar nicht nutzen. Das Boot ließ sich auch mit dem Ruder wunderbar wenden und beim An- und Ablegen auf den richtigen Kurs bringen.
Das Boot war, trotz seines Alters, in einem hervorragendem Zustand. Es hat uns so sehr gefallen, dass wir es direkt für den Mai kommenden Jahres gebucht haben. Allerdings nicht die Charlotte, welche die Flotte verlässt. Wir werden dann auf der baugleichen Anneke unterwegs sein. An dieser Stelle auch einen großen Dank an das supernette Team vom Workumer Yachtverhuur.
Bilder der Charlotte

Bootsurlaub Tag 1 – Workum bis Bolsward
Route – Workum -> Bolsward
Nach der Übernahme und der tollen Einweisung in unser Boot haben wir uns auf den Weg nach Bolsward gemacht. Da waren wir noch nicht, da sind wir immer dran vorbeigefahren, weil die Zugbrücke zur Zufahrt nur selten öffnet. Da geht eine Autobahn drüber, die natürlich nicht alle 10 Minuten gesperrt wird. Mit unserer Charlotte passten wir aber dieses Mal einfach durch die Brücke.
In Bolsward haben wir dann schön in der Stadt gelegen und die Möglichkeit genutzt, noch zwei Kleinigkeiten einzukaufen, die wir zu Hause vergessen hatten. Und dann haben wir die erste Nacht auf dem Schiff verbracht und uns an der Heizung erfreut.
Eindrücke von Tag 1
Bootsurlaub Tag 2 – Bolsward bis Leeuwarden
Route – Bolsward -> Leeuwarden
Bei noch ruhigem Wind haben wir Bolsward Richtung Norden verlassen. Diese Strecke, die Boalserter Feart, hat viele feste Brücke mit einer Höhe von 2,50. Zugegeben, bei den ersten zwei Brücken waren wir noch skeptisch, ob das wirklich passte. Aber, es war überhaupt kein Problem. Es ist trotzdem ein komisches Gefühl, wenn oben nur noch 5 Zentimeter Reserve sind.
Für die ersten Brücken in Bolsward mussten wir erstmal den Brückenwärter aufschrecken. Der hat vermutlich gar nicht mit einem Boot gerechnet.
Dafür war die Strecke aber auch wunderschön und einsam. Das erste andere Boot haben wir erst nach knapp 5 Stunden vor Leeuwarden gesehen. Bis dahin waren wir alleine unterwegs. Eine kleine Pause haben wir noch im Wommels gemacht, weil die dortige Zugbrücke Mittagspause hatte.
Und in Leeuwarden angekommen, war die erste Brücke außer Betrieb. Die hatten wohl frühzeitig zur Nachmittagspause getrommelt. Immerhin haben die dann pünktlich zur Abenddurchfahrt wieder geöffnet, sodass wir in den schönen Passantenhafen in der Stadt fahren konnten. Dort war auch nichts los, mit uns zusammen kamen noch zwei weitere Boote an, insgesamt lagen dort vielleicht 15 Boote im Ort.
Eindrücke von Tag 2
Bootsurlaub Tag 3 – Leeuwarden bis Dokkum
Route – Leeuwarden -> Dokkum
Nach einer recht ruhigen Nacht, der Wind ließ irgendwann nach, haben wir uns auf den Weg nach Dokkum gemacht. Ganz gemütlich, mit Pröttelgeschwindigkeit. Auch an diesem Tag haben wir nur wenige andere Boote gesehen, die unterwegs waren.
Bei unserer Ankunft in Dokkum schüttete es wie aus Eimern. So sind wir zweimal die Strecke zwischen den beiden Windmühlen entlang gefahren, bis der Regen nachließ und wir halbwegs trocken anlegen konnten. Das war aber auch kein Problem. Im Sommer sind hier beide Ufer voll mit Booten. Jetzt lagen wir über Nacht mit drei Booten am Ufer. Der Rest war frei und leer.
Eindrücke von Tag 3
Kommentarbereich

































Schon wieder ein Bootsurlaub?
Danke, dass du uns daran teilhaben lässt.
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@blog @jansenspott Danke für den Reisebericht und die Eindrücke vom Boot! 👏🏼
Sehr schön…
Was passiert eigentlich, wenn es bei der Durchfahrt nicht passt?
Herzliche Grüße
Dann heißt es umdrehen und eine andere Route suchen.
Schöner Bericht und tolle Fotos
Wir hatten auch mal eine Doerak als Charterboot. Ich mag diese Boote auch gerne – auch wenn wir unsere damals immer „die Fähre“ genannt haben. Wegen des flachen Bugs ;)
Die geringere Windanfälligkeit bei den flachen Booten ist echt ein Pro-Argument. Unser Boot ist leider wegen des Aufbaus sehr windanfällig. Das stört mich weniger beim anlegen, da kann man ja mit Leinen arbeiten. Aber beim Fahren auf den Seen wird mir schon manchmal mulmig.
Die Workumer Trekvaart mögen wir auch gerne, Bolsward auch.
Eure Strecke ab Bolsward bis Leuuwarden sind wir leider wegen Höhe noch nie gefahren. Wir sind mit einem flacheren Boot mal die Lits-Lauwersmeer Route und dann hintenrum nach Dokkum gefahren. Das war auch wunderschön. Jetzt müssen wir immer die stande Mast nehmen, wenn wir nach Dokkum wollen. Schade. Wir haben uns aber trotzdem damals für unser Boot mit dem Aufbau entschieden, obwohl uns das mit der Höhe auch hat überlegen lassen. Aber wir leben ja monatelang auf dem Boot, da war dann doch der Mehrwert platztechnisch für uns ausschlaggebend.
Freu mich auf Deinen Reisebericht Teil 2
Liebe Grüße aus Friesland
Britta
Die Lits-Lauwersmeer Route haben wir für den Sommer schon auf dem Plan, und dann vielleicht ein wenig die Turfroute fahren.
Und stimmt, Fähre passt ganz gut. Fehlt eigentlich nur noch die Rampe am Bug. :-)