Brettspiel-Lexikon: Spielarten und Spielgenres

Von Veröffentlicht am: 04. November 2022
Brettspiele Strategie und Taktik
Inhalt

Vor über einem Jahr haben uns Brettspiele wieder in ihren Bann gezogen. Nach langer Pause standen wir vor einer riesigen Auswahl an Spielen, welche inhaltlich weit über Spielkonzepte von Klassikern wie Monopoly und Mensch-Ärgere-Dich-Nicht hinausgehen. Bei der Suche nach neuen Spielen, stießen wir dann immer auf Begriffe, welche uns wenig bis gar nichts sagten. Roll-and-Write, Legacy, Workerplacement sind da nur ein paar Beispiele.

Um es anderen Einsteigern in die Brettspielwelt ein wenig zu erleichtern, haben wir nun dieses Brettspiel-Lexikon erstellt. Wir stellen Euch die verschiedenen Spiele-Genres vor, beschreiben Spielmechaniken und ihre Begriffe und am Ende listen wir noch ein paar „Fachbegriffe“ aus der Spielewelt auf, die man mal gehört haben sollte, wenn man sich mit Gesellschafts- und Brettspielen beschäftigt.

Brettspiel-Lexikon: Einleitung

Vorab noch ein paar notwendige Hinweise zu unserem kleinen Lexikon.

Unsere Listen unten haben sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir haben zwar versucht, alle möglichen Begriffe aufzulisten und kurz zu erklären, das eine oder andere ist uns aber sicherlich durch die Lappen gegangen. Wenn Euch etwas auffällt, was fehlen sollte, schreibt uns kurz einen Kommentar unter diesem Beitrag, wir ergänzen den Artikel sehr gerne.

Der zweite Hinweis betrifft die vielen Schubladen, die wir hier beschreiben und in die man die Spiele packen kann. Allerdings passen Spiele fast nie in nur eine Schublade. Nehmen wir das allseits bekannte Mensch-Ärgere-Dich-Nicht als Beispiel. Das ist ein Familienspiel, kann aber auch als Partyspiel durchgehen. Und bei komplexeren Spielen treffen oft noch mehr Eigenschaften auf ein Spiel zu. Wir merken oft selber, wenn wir einen Blogbeitrag über ein Spiel schreiben, dass das Einordnung in die Schubladen oft sehr schwer ist oder man das Spiel in sehr viele Schubladen stecken muss.

Auch der Begriff Brettspiel ist durchaus flexibel zu sehen. Generell gelten Brettspiele als Gesellschaftsspiele. Die Allermeisten haben wirklich ein Spielbrett oder einen Spielplan, auf dem das Spiel stattfinden wird. Es gibt aber auch Auslagespiele, wo der Spielplan erst nach und nach, im Laufe des Spiels, entsteht. Carcassonne ist dafür ein bekanntes Beispiel. Zudem sind die Spielfelder bei einem „Brett“-Spiel in den wenigsten Fällen aus Holz.

Ressourcen sammeln und produzieren

Brettspiel-Lexikon: Spielarten

Bevor wir zu den Spiele-Genres kommen, wollen wir kurz verschiedene Spielarten beschreiben, welche den „Umgang“ der Spieler mit- oder gegeneinander im Spiel beschreiben. Währens es bei klassischen Spielen fast immer darum geht, als Spieler allein ein Spiel zu gewinnen, gibt es inzwischen mehrere Varianten.

Kompetitive Spiele

Das ist die genannte, klassische Spielart. Jeder Spieler spielt für sich und versucht am Ende das Spiel zu gewinnen. Ein typisches Jeder gegen Jeden, wir man es von Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, Mau-Mau kennt und welches auch heute noch, in vielen modernen Spielen genutzt wird.

Kooperative Spiele

Bei kooperativen Spielen sieht das ganz anders aus. Hier spielen alle Spieler gemeinsam und wollen „das Spiel“ besiegen. Die bekanntesten Beispiele sind sicherlich die Pandemic-Reihe, Gloomhaven, Robinson Crusoe oder Die Abenteuer von Robin Hood. Bei all diesen Spielen ziehen die Spieler gemeinsam los und versuchen zusammen Aufgaben zu lösen. Dafür ist viel Kommunikation zwischen den Spielern nötig, um gemeinsam zum Ziel zu kommen und zu gewinnen.

Semi-Kooperative Spiele

Es gibt wenige Spiele, wo die Spieler zwar gemeinsam ein Ziel verfolgen müssen um erfolgreich zu sein, aber jeder für sich doch seinen eigenen Vorteil im Kopf haben muss. Forgotten Waters ist ein aktuelles Beispiel für ein Semi-Kooperatives Spiel. Neben einem gemeinsamen Ziel als Piraten auf einem Schiff muss jeder Spieler auch seine persönliche Geschichte erfolgreich absolvieren.

One vs. All

Einer gegen alle. Hier spielt ein Spieler gegen alle seine Mitspieler. Agent Undercover ist ein Beispiel dafür. Mehrere Spieler spielen gemeinsam und einer von ihnen ist der Spion. Wenn er aufgedeckt wird, dann gewinnen alle, wenn nicht, dann nur der geheime Spion.

Teamspiele

Bei Teamspielen müssen oft mindestens 3, besser 4 oder mehr Spieler mitspielen. Diese bilden nun Teams, welche gegeneinander antreten. Das berühmte Tabu ist ein anschauliches Beispiel für ein Teamspiel, wo eine Gruppe einer anderen Begriffe erklären muss, ohne bestimmte Worte zu benutzen.

Solospiele

Natürlich gibt es Brettspiele, die man auch allein spielen kann. Bei diesen Solospielen müssen dann gewisse Ziele in einer bestimmten Zeit erreicht werden oder man spielt gegen einen „virtuellen“ Gegner, der einem das Leben schwer macht.

Brettspiel-Lexikon: Genres

Die Einordnung von Spielen in diese Genres ist oft schwierig. Wo hört ein Familienspiel auf ein Familienspiel zu sein und zum Kennerspiel zu werden? Es gibt keine klar definierte Grenze oder einen Parameter X, der ein Spiel in ein bestimmtes Genre einsortiert. Am Ende definiert das Genre die Zielgruppe, an die das Spiel gerichtet ist. Daher kann es vorkommen, dass ihr bei Informationen zu einem Spiel in einem Shop Familienspiel lest und im nächsten Shop steht Kennerspiel. Inzwischen gehen aber auch die Verlage hin und drucken sogar das Genre auf die Packungen. Achtet mal darauf, ob auf der Verpackung Hinweise auf Familie, Kenner oder Experte steht. Wobei man das auch ein wenig mit Vorsicht genießen muss. Denn eine explizite Auszeichnung als Expertenspiel wohl einen viel kleineren Kundenkreis anspricht, als eine Auszeichnung als Familienspiel.

Kinderspiele

Früh übt sich, das gilt auch beim Entdecken von Spielen. Daher sind Kinderspiele wirklich für die jüngsten Nachwuchsspieler entwickelt. Häufig haben diese auch noch pädagogische Effekte oder helfen beim Lernen. Die Spielfiguren haben oft eine Haptik, welche für ganz kleine Kinder geeignet sind und sind dabei so groß, dass die Figuren nicht verschluckt werden können. Kinderspiele sind oft noch eindeutig diesem Genre zuzuordnen. Alleine die Altersangaben lassen oft leicht erkennen, dass es sich um ein Kinderspiel handelt.

Familienspiele

Dieses Genre stellt wohl die größte Gruppe in der Brettspielwelt dar. Einfach zu lernende Regeln und Spielspaß für alle Beteiligten bis zum Spielende. Zudem dauern Familienspiele oft nicht sehr lange. Eine Partie dauert selten länger als 30-45 Minuten, sodass diese auch nach dem Abendessen noch gespielt werden können, bevor die Kleinen zu Bett müssen. Oft werden diese Spiele auch als Einsteiger-Brettspiele bezeichnet.

Kennerspiele

Familienspiele oder Einsteiger-Spiele sind zu langweilig? Prima, dann ran an die Kennerspiele. Diese haben deutlich anspruchsvollere Regeln, ohne aber zu komplex zu werden. Regeln studieren muss mindestens einem der Mitspieler Spaß machen und es darf die Spieler nicht stören, erst mal in ein Spiel reinzufinden. Dafür wird man mit Spielen belohnt, die sehr abwechslungsreich sind und die Möglichkeit bieten, eigene Strategien oder Taktiken zu entwickeln. Meist dauern diese Spiele etwas länger, so ab 45 – 60 Minuten aufwärts und es kann noch zusätzliche Zeit für den Aufbau des Spiels eingeplant werden.

Expertenspiele

Die größten Herausforderungen, und oft auch die dicksten Regelbücher, bieten Expertenspiele. Für diese benötigt man viel Brettspiel-Erfahrung und Lust an der Tatsache, sehr komplexen Regeln zu lernen und vor einer riesigen Herausforderung zu stehen. Zur Belohnung gibt es dann aber ein fantastisches Spielerlebnis, wo unzählige Möglichkeiten offen stehen. Diese Spiele dauern auch oft recht lange. Spielzeiten von mehreren Stunden sind im Bereich der Expertenspiele keine Seltenheit.

Spiel des Jahres – Auszeichnungen nach diesen Genres

Wenn ihr meint, diese Genres schon mal gehört zu haben, dann sicherlich bei den Auszeichnungen zum Spiel des Jahres. Hier werden die Kritikerpreise genau in den Genres Kinderspiel und Kennerspiel vergeben. Der Hauptpreis, das Spiel des Jahres, ist meist ein Spiel im Bereich Familienspiele. Beim deutschen Spielepreis wird diese Kategorisierung nicht vorgenommen. Hier wird nur zwischen Spielen für Erwachsene und Kinderspiele unterschieden.

Weitere Untergenres bei Spielen

Natürlich gibt es noch weitere Genre-Bezeichnungen, welche aber oft schon einen Bezug zur eingesetzten Spiel-Mechanik besitzen. So sollte klar sein, was Würfelspiele, Kartenspiele und Brettspiele voneinander unterscheidet.

Oft findet man noch den Begriff Party-Spiele als Genre-Bezeichnung. Diese Spiele machen in einer große, lockeren Runde am meisten Spaß. Auch hierbei sind die Regeln oft einfach gehalten, um diese schnell zu erlernen.

Brettspiel-Lexikon: Thematisierung-Genres

Oft fallen in den Beschreibungen oder Rezensionen zu Spielen noch Begriffe, welche die Thematisierung der Spiele beschreiben. Auch hier haben sich einige Begriffe im Laufe der Jahre durchgesetzt.

Abstrakte Spiele

Abstrakte Spiele haben keinen Bezug zu einer Realität oder zu einem realen Umfeld. Sie spielen in einer abstrakten Welt, welche beispielsweise nur aus Farben und/oder Formen bestehen kann. Das beste Beispiel dafür sind Kartenspiele, wie Skat, Canasta oder andere. Auch ein Rummikub spielt nicht wirklich in einer Spielwelt. Die Azul-Serie, um mal ein aktuelles Spiel zu nennen, ist im Grund ein abstraktes Spiel. Selbst wenn hier der Bezug zu Gärten oder Kirchenfenstern in der Beschreibung hergestellt wird, muss man schon viel Fantasie haben um sich im Spiel gedanklich in eine Kirche oder einen Garten versetzen zu lassen.

Eurogames

Eurogames werden gelegentlich auch German-Games genannt. Da aber viele der Spiele inzwischen aus dem Ausland kommen, ist der Begriff Eurogames üblich. Hauptmerkmal von Eurogames ist es, dass nur wenig Glück im Spiel ist. Im Spiel selbst steht meist die Spiel-Mechanik im Vordergrund. Natürlich sind die Spiele auch thematisiert, zum Beispiel im Mittelalter oder im Weltraum. Oft könnte man aber die Umgebung einfach verändern und die Spiele würden immer noch funktionieren. Bei Eurogames geht es in der Regel auch nicht darum, den Gegner zu vernichten. Ihn ärgern, Schaden zufügen, Ressourcen wegnehmen oder belegen, das ist durchaus gewollt. Aber am Ende sind alle Mitspieler noch in der Partie dabei und haben bestenfalls noch Chancen auf den Sieg.

Ameritrash

Im Gegensatz zu den Eurogames stehen bei Ameritrash-Spielen die Spiel-Charaktere im Vordergrund. Auch die Story und das Thema haben einen höheren Stellenwert. Dafür ist deutlich mehr Glück gefragt. Oft werden Aktionen oder Spielzüge ausgewürfelt, und somit kommt der Faktor Zufall ins Spiel.

Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 20. Februar 2024

Danke für das Lesen des Beitrages.

Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.

Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.

Wir freuen uns riesig über Kommentare unter dem Beitrag oder über das hemmungslose Teilen auf den Social Medias.

Herr Tommi "Herr Tommi"Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.

Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.

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